Wunderschöner Platz. Keine Schiffe, keine Häuser und keine Leute sehen wir hier weit und breit. Doch bleiben wollen wir auch nicht. Es zieht uns zur langen Insel rüber. Der Wecker geht mal wieder los, mitten in der Nacht. Doch es ist halb sechs und noch ein weiter Weg zur Long Island und unserem Tagesziel, dem kleinen Little Harbour am Südfuss. Über 50 Meilen sollten mit dem Wind zu schaffen sein. Gaby steht etwas zu schnell auf, mit einem bleichen Gesicht sitzt sie auf dem Thron. Doch schon bald nach dem ersten Schluck Ovi kommt die Farbe. Alles breit, Motor, Anker, fertig. Ablegen. Die paar Meilen raus aus der Bucht und dann die Tücher setzten. Was für eine Rauschefahrt. Sind wir doch immer noch hinter der grossen Acklins Insel und können über 20 Meilen im Wellenschatten gehen Norden segeln. Traumhaft. Die Wellen werden nachher nicht merklich höher und so sehen wir bald die Südspitze von Long Island. Vor vier Uhr machen wir uns bereit für die Einfahrt zum Little Harbour. Jetzt MUSS einfach die Karte stimmen! Denken wir und so nähren wir uns der Riffkante. Rechts und links das Riff und in der Mitte noch ein Felsen, der umfahren werden sollte. Ich stehe auf der Bank und vertraue fast blind der Karte. Das Wetter ist extrem schwierig und ich kann im Wasser gar nichts erkennen. Dazu feiner Regen. Am Schluss ist es halb so schlimm und so entern wir diesen wunderschönen Ententeich. Wind hat es immer noch reichlich, aber die Wellen sind weg. Im Süden der Bucht finden wir auf drei Meter einen schönen Platz auf Sand und ankern. Irgendwie sehr ungewohnt, das wir schon wieder alleine sind. Wenn das Ding im Mittelmeer liegen würde, es währen bestimmt 50 Boote da. Von der Luft aus sieht man die wahre Pracht und der Schutz von Little Harbour.

Maps little harbour

Da sind wir nun nach 56 Meilen Sausefahrt angekommen. Halb fünf und bereit für einen grossen Hunger.

Vor Anker im Littele Harbour

Hörnli mit Apfelmus zaubere ich kurz vor sechs auf den Tisch und die ganze Pfanne ist nach ein paar Minuten rübis und stübis leer. Fein. Den Anker ertauche ich jetzt nicht mehr, schau aber nochmal die Kette und die Zugsentlastung an. Passt. Dabei geht der Mond auf und zaubert die Bucht in ein magisches Licht.

Der Mond kommt schon daher

Ausschlafen! Herrlich! Grosser Zmorge und viel Zeit nehmen wir uns, um aufzuwachen. Der Wind ist auch noch da und bläst mit fast 20 Knoten ums Rigg. Klack, klack, klack. Wollen wir die Banane zu Wasser lassen und uns die Bucht anschauen? Viel zu Windig. So machen wir uns bereit für die zehn Meilen zu unserer Marina in der Hauptstadt von Long Island, Clarence Town. Wieder auf der Bank stehend, versuchen wir es diesmal mit Super Licht die Ausfahrt zu “preichen”. Der Wind auf die Nase, welcher schon ein paar grössere Berge in die Bucht schiebt, plagen uns etwas bei der Ausfahrt.

Raus aus der Zauberbucht

Puls wieder normal und Segel setzen. Entlang der Küste cruisen wir gegen Norden und müssen uns fast beeilen, denn die letzten Riffe vor der Einfahrt zur grossen Bucht vor Clarence Town sind schon in Sicht. Ums Eck und Leinen und Fender bereitmachen. Wir Funken die Marina an und sind guter Hoffnung, endlich eine grosse Pause machen zu können. Aber nein, die Marina ist voll. Was? Ist ja fast keiner da! Gut zwanzig Plätze hätten sie, aber alles voll? Alles verkauft, hören wir und die Eigner wollen nicht, dass jemand anderer an den Platz kommt, wenn sie nicht da sind. Schöne neue Welt, denke wir und suchen uns einen Ankerplatz nahe der Marina. Dreieinhalb Meter sollten reichen, Sand ist da und so lassen wir den Anker um ein Uhr in den Sand fallen. Geschützt sind wir vom böigen SE Wind gar nicht mal so schlecht. Wir haben echt Lust auf einen feinen Znacht und chartern so die Banane. Rudern? Hat zwar etwas Schwell, aber bis zur Marina sind es nur ein paar Meter. Falsch gedacht. Wir müssen seitlich zu den Wellen rudern und das macht es schwierig. Auch ein angekündigtes Dinghi-Dock in der Marina gibt es nicht für uns. Viel zu hoch. So gehts weiter an der Strand in den Sand. Da sind wir also, zurück in der Zivilisation 😉

Angekommen am Strand von Clarence Town

Hunger. Wir suchen die Beiz. Rowdy Boys soll gut sein und laut der Karte, nahe der Kirche sein. Die schöne Kirche haben wir dann schnell gefunden.

Schöne Kirche

Aber eine Beiz ist weit und breit nicht zu sehen. Zurück zur Marina. Alles dem Weg nach.

Zurück zur Marina

Schön hier, wirklich schön. Für eine Hauptstadt etwas wenig Leute, aber sonst gediegen. Aber das kennen wir ja schon von Matthew Town her. Outer Island halt 😉

Schöner Platz

Doch wir werden noch fündig. Winter Haven, was für eine Name, ist das Hotel und dahinter versteckt sich die Rowdy Boys Bar.

Die Rowdy Boys Bar

Wir treten ein und fühlen uns wie zu Hause. Willkommen. Platz hats, Essen ist auch da und sogar Wifi kriegen wir hier. Die Portionen sind riesig und wir brauchen seit langen mal wieder ein DoggieBag. Kurz bevor die Dunkelheit hereinbricht, rudern wir zurück zur Ulalena. Mit vollem Bauch gehts schnell ab ins Bett.

Tags darauf rudern wir schon bald nach dem Zmorge an Land. Wichtige Mission, Formulare ausdrucken, irgendwo, unterschreiben und per eMail versenden. Können wir das “ächt” in der Marina machen? Ja, für die paar Seiten kein Problem, sagen sie uns. Kostet aber was. Sicher, sicher. Dürfen wir das Passwort für’s Wifi? Nein, nur für Gäste. Echt? Wir kommen wieder. So sind wir bald in der Rowdy Boys Bar und senden die Ausdrucke zur Marina. Ich hole sie kurz und siehe da, prompt liegen sie bereit. Gräme. Zurück zu “unserem” Büro, unterschreiben und absenden. Geschafft. Können wir was essen? Eigentlich haben wir geschlossen. Es ist eine Hochzeit angesagt und erst Morgen wieder offen. Okay. So sind wir früh zurück auf unserem schwimmenden Heim.

Rudern an Land

Oster-Sonntag und es regnet leicht. Wir bloggen eine Runde. Sind wir doch arg im Rückstand. Doch gegen Mittag wollen wir sobald das Nass fertig ist, an Land.

Am Strand nach zur Beiz

Das Osteressen ist gerade vorbei und wir haben jede Menge Platz um unser Büro aufzubauen. Rechnungen bezahlen und das Wetter gut anschauen. Gaby will unbedingt weiter, aber der Bericht spricht von Nordwind. Die Berichte sagen alle einen recht guten Winkel an, so sollten wir spitz am Wind nach Norden segeln können. Ich gebe nach. Einen feinen Zmittag bekommen wir und nach einem zweite Kalik, ein feines einheimisches Bier, verabschieden wir uns von den überaus liebenswerten Gastgebern. Es ist noch früh und so machen wir einen Lauf um die vielen Pond’s anzuschauen.

Viele Ponds in und um die Stadt

Auch schauen wir noch die andere Kirche an. Schönes, stolzes Gebäude.

Stolze Kirche

Weiter kommen wir nicht und so beladen wir die Banane am Strand wieder.

Zurück zur Banane

Ein Auto hält und die beiden wollen unbedingt helfen. Jeder pack was an und bringt es zum Dinghy. Es ist Niedrigwasser. Unsere Geschichte können sie einfach nicht glauben und wollt ihr wirklich mit dem Ding da raus? Unser zu Hause halt. Echt? Der eine Betet laut, fast Gaby an und sagt: Gott ist mit dir, ein paar mal. Herzlich Dank ihr beiden. Wir sind mal wieder hin und weg von so viel Herzlichkeit. Thema Nummer eins auf dem Weg zur Ulalena, diese Menschen hier in der Karibik sind schon aussergewöhnlich. Alles zusammen packen und breit für den morgigen Tag machen. Kurz vor dem zu Bett gehen, Hilfe, der Himmel brennt. Der Himmel ist einfach nur rot. Wow!

Rote Flammen im Himmel

Der Wind ist gut, sehr gut sogar, vermelde ich Gaby nach dem aufstehen. Wir sollten los. So verlassen wir diese schöne Bucht, mit den netten Menschen und hangeln uns durch die Riffs nach draussen. Der Wind, na ja, er ist schon da, aber auch nicht. Mal von hinten, mal von der Seite. Zum Segeln fast nicht zu gebrauchen. Die Wellen sind moderat und so gurken wir unter Motor mit etwas Genua gegen Norden. Auf einmal Böen auf die Nase und schnell bis 17 Knoten aufbrausend. Was ist das? Ein Gewitter, also ein Squall nähert sich. Uuuu, schlecht. Werfe den Radar an und sehe, nur noch vier Meilen bis zum eintreffen. Da müssen wir weg. Etwas mehr Segel, auch das Gross muss helfen, entrinnen wir dem unheimlichen Ding. Der Wind nimmt plötzlich wieder ab. Wenig später aber etwas moderater aus gleicher Richtung. Nein! Die Wellen bremsen uns und aufkreuzen geht nicht. Knapp, knapp helfen die Segel und mit ganz, ganz spitzen Kurs und Motor zwängen wir uns zum Kap von Santa Maria, ja, ja Kolumbus war auch schon hier, hoch. Schon fünf, als wir endlich, endlich die Zwängerei abbrechen können und auf der Westseite Schutz suchen können.

Kap Santa Maria

Ich ärgere mich, warum wir uns das wieder antaten. 40 Meilen bei so einem komischen Wind zu “segeln”. Schwamm drüber, spätesten nachdem wir die geniale Bucht von Calabash sehen. Die Einfahrt zwischen den Riffen ist gut zu machen und so nähern wir uns bei 2-3 Meter dem Nordstrand. Guter Platz? Leider nein. Im grundgenommen ist es ruhig, nur so alle 5-10 Minuten findet eine grosse Welle den Weg zu uns und schüttelt uns durch. Doch es ist schön hier.

Ankern in der Calabash Bay

Viel kochen mögen wir nicht mehr, viel zu müde sind wir. Noch etwas Resten und einen feinen Dessert. Ab zum lesen. Morgen geht’s weiter zu den Exumas. Die Lange Insel ist fertig. Fast 60 Meilen ist sie lang und wir kennen jetzt “fast” jeden Meter davon 😉

Leave A Comment

Your email address will not be published. Required fields are marked *