Müde? Eigentlich nicht. Etwas geschafft vom vielen Aufräumen. Es ist genau fünf Uhr, als wir die Leinen vom Holzsteg in Matthew Town lösen.
Die Nachbarn sollen mal schön feiern und ihren neuen Radar einweihen. Natürlich sind wir hässig auf sie, aber so ist das Leben.
Das Wetter immer noch grandios und erledigt haben wir alles, nur die Pause ist etwas gar kurz geraten seit der Überfahrt. Aber eigentlich sind wir besser dran als der neue Nachbar am Steg. Er ist gerade reingekommen, hat bezahlt und muss jetzt raus.
Sehr gerne hätten wir noch das eine oder andere von der grossen Insel Inagua angeschaut und natürlich die Flamingos. So setzten wir nun das Grosssegel und warten auf Wind. Kaum sind wir ein Stück weg vom Hafen, kommt schon die erste Böe. Hmm, viel zu viel Tuch oben. Reffen, reffen, reffen, bis wir schlussendlich mit drittel Reff im Gross und der Genua nach Norden zeihen. Der Wind dreht und dreht, aber wir können unser nächstes Ziel, die Acklins Inseln gut anlegen. Auch die Böen von über 17 Knoten merken wir bald nicht mehr. Wir sind wieder im Rhythmus und Pitsch hat seine Schicht angetreten. Schiffe? Gar nichts. Schlafen. Die Nacht ist extrem schnell vorüber. Ja, die Müdigkeit war doch grösser als wir gedacht haben. Die Sonne kommt schon wieder am Horizont hoch.
Und wir sind auch schon da! Echt? Ja, ja wir umrunden gerade die kleine Leuchtturminsel Castle Island mit Hilfe von Pitsch, sag ich zu Gaby, die etwas ungläubig hochschaut. Ein paar Fotos und die schaut sie erfreut an.
Wollen wir auf die Insel und den Turm anschauen? Nö, nö, sind zu müde, lass uns an der Ankerplatz fahren.
Noch fünf Meilen hoch und dann biegen wir im Wellenschatten der Acklins Island in die Jamaica Bay ab. Etwas weiter vorne ist noch ein weiteres Boot vor Anker. Wir, wir wollen die Wegpunkte des Hafenführers einmal genau testen. Vom Punkt X mit 90° einfahren. Etwas mulmig ist uns schon dabei. Gaby vor der Logge und schaut sehr genau aufs Instrument. Aus dem Stand von 50 Meter auf 4! Immer noch gut. So motoren wir die zwei Meilen nach hinten in die Bucht. Alle Angaben, wie Tiefe, Grund und Steine stimmen ganz genau. Tide? Gerade am steigen. Passt also auch. Ganz nach hinten zum Strand fahren wir dann doch nicht. Endlich Pause und vor allem was essen. So schmeissen wir den Pickel auf den fast zu schönen Sand. Die Farben, ein Traum! Kurz ein Bad um den Anker zu prüfen. Einfach herrlich.
Und der Anker? Bomben fest. Wieviel Wasser ist dann noch unterem Kiel? Halben Meter ist es schon noch 😉
Der Wind bläst zwar noch zünftig, aber wir merken davon nichts. Leichte Bewegungen, sonst endlich Ruhe. Jetzt ist Zeit für ein grosses Omelette mit den restlichen Paprika. Dann geniessen wir die Ruhe und können einfach nicht glauben, dass wir alleine hier sind. Perfekter Platz und keiner weiss es. So stellen wir es uns vor, muss es vor 50 Jahren in der ganze Karibik gewesen sein.
Nach einem feinen Znacht verzeihen wir uns schnell in die Koje. Etwas lesen, aber schon bald überhüpfe ich die Zeilen. Gute Nacht. Morgen zeihen wir weiter. Wir wollen einfach den guten Wind weiterhin nutzen.