Freitag, 12. April 2019, um 6:50h setze ich den Stift im Logbuch ab, 25.8°, 92%, 1016 hPa, schwarz, bewölkt, leichter Wind aus E. Wir sind auf, wie immer etwas nervös und machen die letzten Sachen bereit fürs Auslaufen. Zum Schluss das Stromkabel weg und den Motor anlassen. Läuft ruhig, Wasser kommt sauber zum Auspuff raus. Gräme, wir ziehen die letzten Festmacher ein und verlassen knapp nach sieben die Marina Puerto del Rey in Fajardo, Puerto Rico. Im Hafen drin, versorge ich noch alles. Leinen und Fender in die Backskisten. Denn kaum sind wir um den Wellenbrecher rum, Wind und grosse Wellen. Direkt auf uns zu und so ist der Einstieg in unsere Überfahrt zu den Bahamas sehr ruppig. Wir quälen uns gegen den Wind mit schon 16 – 18 Knoten und über zwei Meter Wellen zur kleinen Insel Isla de Ramos. Die hat ein kleines Riff, dass müssen wir umrunden. Es sind nur zwei Meilen, aber die haben es in sich und das am frühen Morgen. Der Motor leistet schon grosses und mit 2300 U/min kommen wir doch zügig am Riff vorbei. Geschafft. Etwas Genua, die Wellen werden augenblicklich “ruhiger”. Alles ist in bester Ordnung, wie gehts Gaby? Sie schaut mich nur an mit ihren grossen Augen. Alles klar, wird gleich besser. Noch ein paar Meilen weiter und das letzte Kap ist umrundet. Cebezas de San Juan ist geschafft.
Jetzt wird alles viel, viel ruhiger. Der Wind von Achtern mit 15 bis 17 Knoten, mit dem Kurs von 300° und der ausgebaumten, vollen Genua ziehen wir der Nordküste von Puerto Rico entlang. Pitsch, die Windfahne, steuert nun auch. Brauchte etwas, bis der Kurs so einigermassen stimmte. Zeit für das Zmorge. Ein Tee, Guetzli und einen PowerDrink für Gaby. Wir sind hervorragend in die Überfahrt gestartet. Und jetzt? Im AIS sehen wir fast keine Schiffe und auch sonst ist niemand unterwegs. Pause. Auf dem bequemen Sitz sehe ich die Hauptstadt San Juan und erzähle Gaby davon. Eigenartig, irgendwie, hier nochmals vorbei zukommen. Haben wir doch von der Festung aus aufs Meer geschaut und zueinander gesagt, da, genau kommen wir dann vorbei. Etwas Leichtes zum Znacht und bald gehen wir schlafen. Kurzer Check, Pitsch? Kurs? Wind? AIS? Alles bestens, fast, die Sonne verschwindet ….
Die Eieruhr weckt mich zuerst alle halbe Stunde. Aber als nach zwei Stunden wirklich gar nichts abgeht und der Kurs fast perfekt steht, stelle ich auf den Stunden-Rhythmus um. Gut geschlafen? Gaby macht einen fitten Eindruck am nächsten Morgen. Wir setzten uns hin und notieren zuerst einmal das Etmal. Genau 140 Meilen sind wir gerast. Sensationell! Dann gibts eine Ovi. Sind im vollen Hoch und machen sogar mal wieder einen Film.
Wir sind mitten, also nördlich davon, in der Mona Passage, die zwischen Puerto Rico und der Dominikanischen Republik ist. Der Tag vergeht im nu und wir sind immer wieder überrascht, wie schnell und doch sehr angenehm wir vorwärts kommen. Im Durchschnitt um die sechs Knoten stehen fast immer auf den Instrumenten. Zum Znacht machen wir es uns im Salon gemütlich. Gaby verkeilt auf dem Sitz, und ich versuche einen kleinen Chabis in die Schüssel zu kriegen. Etwas Mayo, Öl und feine Gewürze aus der Türkei und das Ganze mit dem fein geschnittenen Chabis vermischen. Richtig erfrischend und nahrhaft. Die Sonne verschwindet bald wieder und wir legen uns hin. Gaby im Salon und ich in der Koje. Habe auf dem Atlantik gemerkt, dass auf der Bank im Salon es sehr gefährlich sein kann. Einen grosse Welle und du landest unsanft auf dem Boden. In der Koje kann ich nirgends hinfallen. Was passiert in der Nacht? Nicht viel. Habe zwei Grosse in einiger Entfernung auf dem AIS entdeckt, das war alles was ich zum Zmorge an Gaby zu berichten habe. Das Etmal ist schon wieder besser. Diesmal sind es deren 143 Meilen. Wir haben erst Sonntag Morgen und sind schon sooooo weit. Wir rechnen hoch und kommen somit am Abend oder in der Nacht auf Inagua an. Gut, blöd, schräg. Einlaufen in den Hafen wenn es dunkel ist, sicher nicht. Doch ankern können wir immer davor. Also weiter gas geben, denn diese Nacht nimmt der Wind laut Prognose etwas zu. Wir mampfen Heute regelrecht. Haben beide so richtig Appetit. Am Freitag, hatte ich etwas mühe und gar keinen Hunger. Nach einem Stugi und was Essen, ist der Appetit sofort da. Segel schiften, damit wir nicht zu fest in den Norden abdriften. Für Pitsch halt doch etwas schwierig, denn der Wind kommt genau von Hinten.
Zum Znacht bei einem feinen Yogurt mit Banane, rechnen wir wie wild über die Ankunft nach. Wenn, wenn, wenn, dann sind wir genau am Montag um Fünfe am Südwestpunkt von Inagua. Gräme! Ich sitz noch etwas draussen und sehe mir den Sonnenuntergang an, als mit eine wirklich grosse Welle trifft. Pflotschnass, von unten bis oben. Will gerade die Welle anfluchen, als mir ein Lachen ins Gesicht rutscht, dass ist mir ja noch gar nie passiert. Umziehen vor dem zu Bett gehen. Letzte Kontrolle, ja der Wind hat schon merklich zugenommen und die Meilen purzeln nur so. Jetzt um Sieben haben wir noch genau 130 Meilen bis zu unserem Ziel. Müsste zu schaffen sein. Gute Nacht. Mitte in den Nacht schrecke ich auf, nach draussen, nichts, alles bestens. AIS? Zwei Schiffe und eines davon sogar in Sichtweite. Die Lichter kann ich sogar ohne Glas ausmachen. Was für eine “Aufregung” 😉 Ich lege mich wieder hin. Um Sieben die überraschende Bilanz, es waren 159 Meilen in den letzten 24 Stunden. Also ein Schnitt von sagenhaften 6.6 Meilen pro Stunde. Wir können das gar nicht so recht fassen. Jetzt haben wir immer noch über 18 Knoten Wind auf der Anzeige und in der Nacht waren es auch schon mal deren 24 Knoten oder auch mehr. Die Ulalena mit Pitsch macht einen Super Job und die Bewegungen sind sehr moderat.
Endlich, endlich sehen wir auch am Horizont das Land. Sind gerade mal drei Meilen davon entfernt. Sooooo flach sind die also! Es ist jetzt ein Uhr Mittag und der Wind nimmt immer mehr ab. Die ausgebaumte Genau zieht nicht mehr so toll und so kommt der Motor zu Hilfe, damit wir wirklich vor Sonnenuntergang im Hafen ankommen. Wollen wir doch! Dann das Riff am Südwest Punkt und schon bald der grosse, grosse Leuchtturm.
Herrlich! Genial! Beeindruckend, wir haben es tatsächlich geschafft. War doch die Rechnung noch, am Freitag früh los, damit wir sicher am Dienstag bei Tag ankommen und jetzt das.
Wir sind aus dem Häuschen, als wir den Hafen sehen. Tiefe? Also wenn der Grosse da drin ist, kommen wir auf jeden Fall rein. Der Hafen ist ganz neu ausgebaggert und die Wellenbrecher saniert worden. Nur die Holzstege mache uns etwas Sorgen.
Mit dem iPad auf dem Schoss von Gaby, gurken wir an den Steg. Auf dem Funk ist keiner mehr. So stellen wir die Ulalena direkt an den ersten Platz und fest sind wir.
18:30 Uhr, Ankunft nach 500.93 Meilen. Jetzt merken wir erst, wie müde wir eigentlich beide sind. Essen? Aber sicher. Wir hauen 4Käse-Ravioli in die Pfanne und schauen uns dabei den Sonnenuntergang an.
Wir sind in den Bahamas, müssen wir uns immer wieder kneifen beim Essen! Bald, bald sind wir im Bett und auch der Geni der beiden grossen von der Bahamas Defence Force im Hafen können uns nicht mehr stören.
Am Morgen, Super geschlafen, kommen immer mal wieder Ansagen vom Nachbarschiff. Militär halt 😉 Wir stehen auf und machen uns bald bereit für den Landgang. Ein Problem haben wir noch, wie kommt Gaby auf den Steg? Rauf ist kein Problem, aber dann wieder runter auf die Ulalena? Dafür gibts ja den Mastlift und die bewährte Gurte. Schon gestern beim Ankommen haben wir zueinander gesagt, wenn sie vom Bock auf die Erde kommt, ist auch das überhaupt kein Problem. Spibaum festmachen und den Mastlift dran. Test! Tadellos. Stuhl und Töff auf den Steg wuchten und Gaby holen. Schon fliegt sie!
Das hätten wir also auch. Alles zusammenbauen und bereit sind wir für die Einklarierung und die Stadt.
Wir sind übrigens, wenn mann die Grossen und die Kleinen nicht zählt, ganz alleine. Den Dockmaster haben wir auch noch nicht gesehen und machen nur eine kleine Runde um den Abfall zu entsorgen. Das ist also der Hafen von Matthew Town.
Links oder rechts? Nach Links werden wir verwiesen. Da sollte der Zoll und die Immigration sein, werden wir im Spital der Stadt aufgeklärt. Haben das Rosahaus fälschlicherweise für die Behörden gehalten. Immer gerade aus.
Nach ein paar Minuten ist das Haus dann schnell gefunden. Blöderweise ist aber ein Alkshop in der Mitte der beiden Behörden und wo “trampen” wir rein? Natürlich im Rumshop! Beim Zoll fliegt fast Gaby aus dem Stuhl und so sind alle wach in der Office. Die Formulare sind schnell ausgefüllt und das Permit für ein Jahr von US 150.- auch bezahlt. Die Immigration checkt noch die Pässe und so sind wir wirklich in den Bahamas angekommen. Rechts um kehrt zur Stadt. Hier gefällt es uns eigentlich recht gut. Nicht viel los, aber sehr, sehr nett.
Jetzt brauchen wir eine Beiz. Setzen uns vor die Post und schauen kurz die Karte auf dem Händi an. Schon kommen die Leute und fragen nach, was wir den suchen. Ein Kaffe. Noch ein Frau kommt dazu und sie sei die Dorfhelferin und könne uns einen Kaffe machen. Nein, nein, ein Restaurant mit Essen, Trinken und Wifi. Wir haben auch Wifi, gibt die Frau zum besten. Aber gleich dort um die Ecke ist das Cepigel. Wir schauen da rein, ist zwar offen, aber niemand da. Auch ein Wifi können wir nicht ausmachen. Also weiter. Zehn Minuten später stehen wir vor dem S Sin L, eigentlich eine Bar, aber die machen Super Burger und auch Wifi haben sie vom feinsten. Eine Nachricht an Zuhause und vor allem das Wetter schauen wir uns an. Beissen herzhaft in den Burger und checken weitere eMails. Was machen wir den Heute noch? Den Leuchtturm anschauen, im Supermarkt die Lage checken und vor allem eine mögliche Flamingo-Tour suchen. Es ist zwar etwas gar heiss, aber zum Turm laufen wir doch. Da sehen wir zwei der Segler, also Fischer, die nun am fischen sind.
Dann sind wir am Turm. Wow ist der gross. Kaum zu glauben, dass wir den erst so spät gesehen haben. Gestern dachte ich noch, da ist zwar ein Turm, aber der steht weit, weit draussen im Meer 😉
Kein Mensch da, kein Wärter oder Ticketschalter, einfach offen und so renne ich das Ding hoch. Achtung, ein paar Stufen sind gar arg defekt. Die Aussicht ist atemberaubend. Ich knipse wie wild, um Gaby das dann zu zeigen. Von hier sind wir gekommen.
Und das ist die überschaubare und sehr verteilte Stadt.
Diese Farben! Wie kann ich das am besten festhalten? Mit dem Geländer 😉
Weiter gehen wir zur Post und fragen nach einer Führung zu den Flamingos. Dafür sind wir ja schliesslich da. Die nette Dame nimmt den Hörer in die Hand und schon bald vermeldet sie, ja er sein in seinem Büro. Mr. Nixon macht Führungen und ist jetzt gleich um die Ecke. Danke! Wir laufen los und stehen bald vor im, leider sei sein Auto kaputt und der andere Guide an der Arbeit und habe keine Zeit. Schade. So begeben wir uns zum Supermarket und kaufen ein paar Sachen ein. Müde, vor allem von der Hitze, rollen wir zurück zum Hafen. Alles verstauen und Pause. Kaum haben wir die Beine gestreckt, kommt der Dockmaster George und hat eine grosse Bitte, die Militärs haben Morgen um drei eine Einweihung und aus Sicherheitsgründen muss der Hafen geleert werden. Also alle Boote für eine Nacht raus vor Anker! Was? Echt jetzt? An Land mit dem Dinghi und Gaby? Geht nicht. So müssten wir bis Morgen Abend vor Anker bleiben und da wir dann eh weiter segeln wollen, entschliessen wir, direkt aus dem Stand loszusegeln. Wir ärgeren uns “zünftig”, aber auch George kann da scheinbar nicht viel ausrichten. Nach einer Stunde, legen wir ab. Super, Super schade und müde sind wir ja immer noch. Ist das wirklich eine sooooo gute Idee, dem Zustand in die Nacht zu segeln?