Nein, nein, es sind nur 20 Meilen bis nach Puerto Rico, wir müssen nicht so früh los, sage ich noch zu Gaby an diesem Sonntag Morgen. Wind haben wir hier in der grossen Buch von Ensenada Honda auf Culebra, aber so richtig los wollen wir irgendwie doch nicht. Viel zu schön! Gaby will aber mal wieder so richtig duschen und gewinnt, wir legen um halb neun ab. Motor an, Gang einkuppeln und das Steuer in die Mitte. Der Wind hilft und so driften wir nach der einen Seite ab, kurz nach hinten, Steuer auf die andere Seite, kurz warten, bis der Zug der Kette etwas nachgelassen hat und wieder etwas Kette Einholen. Es dauert eine Weile, bis die 40 Meter im Ankerkasten sind. Kurz reinigen und festmachen, fertig.
Das Wasser ist immer noch ruhig und der Wind, tja der kommt auf die Nase. Die erste grüne Tonne und das grosse Riff kommen bald, jetzt abdrehen. Etwas Genua raus, “schaurig” ungemütlich. Parallel zu den Wellen und erst noch auflandig. Nicht lange und das Kap Punta del Soldado liegt quer ab, die Genua rauscht voll aus und wir haben direkten Kurs auf das Festland. Schön und vor allem ruhig wird es urplötzlich. Wir haben Culebra fast geschafft, schläft der Wind ein. Hmm, Para hoch? Gaby hats eilig, natürlich. So schleppe ich das Monstrum von der Bugkoje ins Cockpit und von da aufs Vorschiff. Uff, geschafft! Dann sind sie Schotten erstaunlich schnell angeschlagen und schau, schau wir er steht! Mache ein paar Fotos und bringe sie Gaby rein.
Jetzt geht aber die Post ab. Mit 11 – 14 Knoten und so springt die Logge zeitweise auf über 7.8 Knoten. Gaby gefällt’s 😉 Wir sind da, Gaby bleibt aber noch unter Deck, die Wellen sind gar gemein und erst als wir im Schutz der Mole sind, kommt sie hoch. Angefunkt haben wir die Marina bald, es dauert aber eine Ewigkeit, bis sie einen Platz für uns gefunden haben. Es hat ja nur weit über 1000 Plätze 😉 Dann kommt die Erlösung, die 838 ist frei, wir erwarten sie da. Okay, aber wo ist das genau? Frage ich über VHF nach, Steg 8. Grade Zahlen rechts? Oder doch links, nein Links. So finden wir doch noch den Eingang und machen bald an “unserem” Platz, Slip fest. Danke. Das Office ist da vorne, wollen sie gleich mitkommen, lacht der Marinerio auf seinem hübschen Golfkart, danke danke, wir brauchen noch etwas Zeit fürs Ankommen. Dann eben laufen 😉
Warum sind wir hier? Für den Boots-Check, haben wir doch seit Grenada nicht mehr das Rigg, Motor und Batterien soooo genau angeschaut. Für den nächsten “Gump” nach Norden zu den Bahamas, sollte alles wieder glänzen. Dazu hat es vermutlich auf den ersten paar Inseln keine so gute Versorgung, also auch die Lebensmittel müssen aufgestockt werden. Dazu eine grosse, grosse Dusche für uns. Wir werden in Sachen Komfort ganz und gar nicht enttäuscht. Besser als zu Hause! Sind die WC und Duschen im Schuss. Am Abend setzen wir uns ins einzige Resti auf dem Gelände und dementsprechend ist sie voll. Laut und halt eben voll spanisch 😉 Essen tun wir sehr gut und auch die Rechnung ist angenehm niedrig.
Am nächsten Morgen sind wir schon früh voll im Schuss. Duschen, waschen und dann ab in den Masten.
Ich erschrecke wacker, als ich die Wanten etwas genauer ansehe, die Innenwanten fransen regelrecht aus! Einzelne Kardeelen sind gebrochen. Sch…..
Wir haben ja dieses Jahr, weil ich nicht gut geschaut habe, schon das Genuafall verloren. Jetzt auch das noch. Auf der anderen Seite, bin ich froh, dass ich es überhaupt gesehen habe und genau darum sind wir ja da. Ich schaue mir noch den Rest des Rigg an und finde nichts weiteres. Runter vom Mast und direkt zum ShipChandler auf dem Gelände. Der hat sicher eine Adresse. Prompt, habe ich keine fünf Minuten später einen Rigger, den besten auf der Insel, am Draht. Ja, ja ich komme vorbei. Bin gerade in der Marina. Haben wir Dusel! Später sagt er mir, es gibt nur deren drei Rigger auf der ganzen Insel und sie sind immer noch am aufarbeiten seit dem letzten Hurrikan. Ich laufe zurück zur Ulalena und kurze Zeit später hängt er schon im Mast und schaut sich das Ganze an.
Flicken oder ersetzten? Fragt er mich und zeigt mir auf einem Nachbarboot einen Flicken. Nein, nein raus damit. Wenn er alle Teile hat, weg damit. Über den Grund rätseln wir beide, ist das ganze Rigg doch erst sechs Jahre alt. Tja. Er hätte am Donnerstag Zeit, wenn er denn alle Teile an Lager hat. Morgen mache ich eine Offerte, sagt er noch, aber ich winke ab, einfach machen und weg ist er. Der Motor ist als nächstes an der Reihe. Öl, Wasser, Filter, Riemen, alles tadellos. Nur etwas Spannung würden alle drei Riemen doch noch vertragen. Am Schluss noch die Batterien kontrollieren. Wasserstand perfekt. Am Schluss vom Tag entern wir noch den Autovermieter seinen Laden und “bestellen” gleich einen Kleinen für den nächsten Tag. Duschen und ab in die Beiz, grossen Hunger haben wir beide. Am Tisch planen wir noch die nächsten zwei Tage. Ein Ausflug geht sicher in die Hauptstadt San Juan und da ist noch ein Nationalpark, der sich mit einem Regenwald befasst. Gebucht. Zusätzlich Einkaufen und der Immigration einen Besuch abstatten. Viel los.
Eigentlich wollen wir kurz warten, bis der Rigger am nächsten Morgen vorbeischaut um die Teile zu checken. Taucht aber nie auf. Nur sein Mitarbeiter treffen wir per Zufall an und der frägt nach, geht ihr nur, ich schaue mir das Heute noch an. Wir holen das Auto und düsen in Richtung Norden ab. Die Strassen sind ganz ordentlich und so kommen wir schnell bei der Altstadt an. Parken? Das erste verpassen wir irgendwie und das zweite Parkhaus schnappen wir uns. Die parken schon in der zweiten Reihe und zwei Chefs zeigen uns unseren Platz. Die Rollstuhlplätze sind leider alle schon besetzt. Passt schon. Kaum erblicken wir wieder das Tageslicht, steht uns ein grosser, risen grosser Platz vor der Nase. Der Rasen vor dem Castillo San Felipe del Morro, oder einfach “el Morro” muss das sein.
Der Wind kommt direkt vom Wasser her und plagt uns ohne Hinternissen. Relativ heftig Heute! Wahnsinns Anlage, denke wir, als wir dem Eingang näher kommen.
Bezahlen den Eintritt und werden von der vielen Historie fast erschlagen. Hatten wir doch überhaupt keine Ahnung, was wir da gewaltiges vor uns haben. Dieses Bauwerk hat eigentlich alle Feinde in die Flucht geschlagen, denn sie war so perfekt angelegt und hat somit den Hafen sehr gut geschützt. Erst die Amis haben den Spaniern dann 1898 sie geklaut und die ganze Insel übernommen. Strategisch war die Insel und die Stadt extrem wichtig. Eigentlich seit sie Kolumbus entdeckt hat. Wenn die grossen Schiffe von der alten Welt zu den Westindien kamen, war genau diese Insel der erste Anlaufpunkt. Wasser, Holz und Proviant, dazu einen tiefen Hafen zum Schutz für die Schiffe. Wir sind begeistert von der spannenden Geschichte und lesen uns durch die unzähligen Tafeln.
Natürlich schauen wir auch zur Altstadt herüber, die als nächstes am Zug ist.
Auch sieht man von hier, und auf dem Bild, die zweite grosse Festung der Stadt, Castillo San Cristobal. Fertig Festung. Wir laufen zur Altstadt hinüber und werden von den faszinierenden Gassen gefesselt.
Das viele Grün erstaunt uns wirklich.
Beim schönen Platz vor der Kathedrale, suchen wir uns ein feines Beizli.
Frisch gestärkt ziehen wir weiter durch die überraschend schön Stadt (Danke Michi) und bewundern eine Regenschirmstrasse. Sieht die cool aus!
Wir spazieren in Richtung Hafen und die Strasse werden immer schöner. Wirklich Super herausgeputzt und in Stand gehalten.
Kaum am Hafen angekommen, werden wir von den vielen Touris aus den Booten fast erschlagen und doch wollen wir das kurlige Ding uns ansehen, dass wir schon vor Culebra entdeckt haben. Ist das ein Schiff?
Könnte sein. Von der Seite ist was davon zu erkennen.
Wir haben genug gesehen und suchen das Auto auf. Langer Tag, spannender Tag und viel neues gelernt. Zum Znacht gibt es nicht mehr viel. Etwas Käse mit Brot.
Am nächsten Morgen sind wir schon bald wieder auf Achse. Die nächste Marina mit dem Büro der Immigration steht zuerst auf dem Plan. In Fajardo werden wir fündig und treffen auf einen überaus netten Gespannen. Er hat sichtlich Freude an uns und unserer Geschichte und somit ist das Ausklarieren zur Nebensache degradiert. Stempel drauf, fertig. Wir zeihen weiter und suchen den Wegpunk vom el Yunque National Forest auf dem Navi. Gefunden und doch verpasst. Die drei grossen Papageien am Strassenrand haben wir doch zu spät entdeckt und fahren noch eine Ehrenrunde. Denn Eingang zum Park finden wir dann schnell, nur werden wir enttäuscht, dass das Visitor-Center wegen Renovation geschlossen ist. Es soll weiter unten sein. Bei einer Info-Tafel erkundigen wir uns über die Lage und Sehenswürdigkeiten im Park.
Wie schon gestern in der Stadt, fasziniert uns das satte Grün auch hier im Regenwald. Bei den la Coca Falls machen wieder den ersten Halt.
Das Wetter ist sehr beschieden Heute und der Regen macht dem Platz alle Ehre. Dazwischen schauen wir uns die Sachen an und vor allem auch die Farben kommen hier nicht zu kurz.
In einer Regenpause, renne ich fast den Turm vom Yekaha hoch um im trockenen ein paar Bilder zu schiessen.
Trotz des Regenwetters, hat es erstaunlich viele Leute unterwegs. Natürlich ist das ein Eldorado für Wanderfritzen. Sie können von der unzähligen Anzahl an Wegen sich vergnügen. Muss wahnsinnig schön sein, hier die Berge hochzusteigen. Wir begnügen uns ab der Aussicht aufs Meer.
Das wars, leider. Einen Besuch des temporären Vistor-Center machen wir dann aber doch. Dort werden wir mit einem interessanten Film über den Park unterrichtet. Wir drehen um und der nächste Punkt auf der Liste ist: Walmart. Genau, den gibt es auch hier und dort werden wir erschlagen vom Angebot. Wie wir das von den Staaten her kennen, gibt es alles hier zu kaufen. Eine Herdplatte und ein Wasserkocher für die komischen 110V haben wir schnell gefunden. Dann noch das Futter und schon ist der Wagen voll. Ab an die Kasse. An der letzten Tankstelle vor unserer Marina Puerto del Rey, füllen wir den Tank des Mietwagens und dazu noch unsere Ersatzkanister mit feinstem Diesel. Fertig, Wagen abgeben und, ja genau, soll ich euch einen Golfkart für die vielen Sachen bestellen? Ja, ja, gerne. So fährt der Kart vor und wir sagen unseren teuer gekauften Sachen auf wiedersehen. Abzuliefern bei der 838. Danke. Wir suchen noch den ShipChandler nach den letzte Sachen auf und folgen dann dem Kart. Der hat alles schön säuberlich auf den Ulalena verstaut. Was für ein Service!
Schon Donnerstag, Wann kommt der Rigger schon wieder? Kein Ahnung, hat nichts gesagt, nur, dass wir sicher am Freitag weiter können. Kurz vor dem Mittag gehe ich zum ShipChandler und rufe ihn von dort an. Ich komme in einer viertel Stunde. Passt, wir sind auf dem Boot. Der Rigger kommt und eins, zwei sind die neuen Innenwanten montiert und angezogen. Wie stark? Will ich wissen. Einen Vortrag von wegen justieren der Wanten, das ist so. Nach Gefühl und vor allem beim Segeln werden sie angezogen. Einmal auf Steuerbord Bug und einmal auf Backbord. Du hast doch ein Autopilot oder? Nur deren drei geb ich ihn zur Antwort. Fertig! Wir gehen zum ATM um Bar zu bezahlen. Gewisse Steuern werden somit nicht verrechnet. Danke, vielen Dank. Wir setzten uns in die Bar und gönnen uns ein feines lokales Bier. Prost. Dabei schauen wir den Iguanas in der Nähe zu. Die kommen sogar näher zu den Tischen.
Ein Kreischen. Die Bar ist auf einer Seite plötzlich leer. Ein Iguana hat sich die Bar erobert. Darf man die streicheln?
Ein letzter Punk ist noch zu machen, das Wetter. Über Tage haben wir es verfolgt und es passt einfach hervorragend. Zu uns und vor allem zu unserem Ziel. Wir legen morgen ab. Zwar Freitag, aber es passt so gut. Geplant ist an Puerto Rico im Norden vorbei, dann im Norden an den Dominikanischen Republik auch vorbei und kurz vor Kuba schwenken wir ab in den Norden. Inagua, die erste Insel von den Bahamas sollte da irgendwo zu finden sein. Knapp 500 Meilen müssen es ungefähr sein. ETA: Dienstag Morgen. Weiter Melden. Die Angehörigen Informieren.
Zeit fürs Nachtessen. Haben wir an alles gedacht? Alles überprüft und angeschaut? Alles bereit? Kommt das Wetter nicht zu dicke? Wir lassen uns den Znacht schmecken und schlafen mal drüber.
Von diesem Teil der Erde haben wir wirklich nichts, gar nichts gewusst. Hatten eigentlich nur die Marina zum Absprung nach Norden angelaufen und wurden angenehm überrascht. Es gibt noch viel zu entdecken hier. Schöner, reicher Hafen – Puerto Rico.