Wir verlassen segelnd St. Martin. Der schwache Wind von hinten bläst gerade mal mit 9 bis 14 Knoten. Geht alles. Könnten sogar den Para mal wieder aufspannen. Doch die Vorhersage sagt was von 20 Knoten und mehr in der Nacht. Wir lassen es bleiben oder besser noch, ich grabe den Spinakerbaum hervor und baume, wie auf dem Atlantik, die Genua aus. Besser. Pitsch am Drücker, hat jetzt auch mehr Spass am steuern.

Tschau Marigot Bay

Nochmals alles checken, bevor die Nacht einbricht und stelle dann die Eieruhr. Viel ist auch diesmal nicht los. Nur ein paar gleich gesinnte versuchen ihr Glück wie wir nach Norden. Dazu sind noch drei Passagierschiffe unterwegs. Gleicher Kurs, gleiche Geschwindigkeit. Super ruhige Nacht und viel geschlafen. Ausser Gaby, wir es trotzdem die halbe Nacht schlecht. Ein paar mal muss sie sogar übergeben. Sind das die Nachwirkungen des neuen Medis? Vorher hatte sie nie was gehabt. Der Morgen geht aber zügig los. Kaum ist die Sonne aufgestanden, kommt Wind auf. Mit bis zu 20 Knoten gurgeln wir zur Einfahrt zwischen Round Rock und Ginger Island. Geschafft! Der Wind legt sich wieder hin und so schaffen wir mit der Genua nur ganz knapp die Passage.

Der Round Rock

Wir sind also in den BVI, British Virgin Islands, gelandet. Bald sehen wir die Virgin Gorda mit der Marina Spanish Town. Da wollen wir rein um besser zur Immigration zu gelangen. Das Fahrwasser ist ganz schön eng und untief.

Einfahrt zur Marina Spanish Town

Doch die 2.80 Meter reichen locker für uns. Einen Platz bekommen wir schnell und ich spüre nun die Nachwirkung der Nacht. Verhaue das Manöver total und so landen wir unter dem Stag. Zum Glück nur ein paar Schrammen an der Badeplattform. Wir sind da.

Stege der Virgin Gorda Yacht Marina

Die Steg sind nicht schlecht, aber die ganze Anlage ist ein Totalverlust. Nichts steht mehr. Alles muss neu gebaut werden. Ganz schön traurig, wenn mann liest was hier alles abgegangen ist.

Muss alles platt gemacht werden

Es ist kurz nach zehn, als wir uns nach der Immigration erkunden. Der freundliche Marinerio sagt nur, jetzt, sofort. So packen wir die Unterlagen und Dokumente rasch zusammen und laufen zum Customs Haus. Wie immer, stehen wir zunächst ratlos in der Halle und warten und fragen, was, wie, wo. Wir bekommen drei Formulare. Eines pro Person und eines für die Ulalena. Fertig. Stempel da, Unterschrift da, Rechnung bezahlen da. Mit etwas mehr als 50 US $ erleichtert, verlassen wir die Behörden. Wir sind drin. Kommen an einer Beiz vorbei und sollten mal wieder Internet haben. Einen feinen Kaffee und etwas zum knabbern bestellen wir. Digicel, das in St. Martin genial funktioniert hat, tut hier seinen Dienst überhaupt nicht. Findet keinen Anschluss. In der Beiz haben wir aber Verbindung und können die eMail, WhatsUp und vor allem das Wetter checken. Alles im grünen. Duschen wollen wir auch noch, suchen zuerst aber vergeblich die Anlagen. Denn die Alten sind flach. Ganz hinten bei den “Bastlern” finden wir deren zwei. Sogar warmes Wasser für Gaby gibt es. Gebucht. Schön, mal wieder Süsswasser über den ganzen Körper rieseln zu lassen. Etwas Schlaf nachholen ist jetzt bitter nötig. Aber auch der Hunger kommt bald auf. Das Bamboo sieht uns somit bald wieder und zu Super karibischer Musik geniessen wir ein überaus feines Essen. Der Preis, ist doch etwas gar hoch.

Am nächsten Tag, es ist Montag, bezahlen wir die Marina, laufen dann aber noch durch die Stadt. Ein Digicel Laden soll es geben und auch beim Supermarkt schauen wir vorbei. Was soll man sagen, Digicel ist nicht gleich Digicel. Jedes Land ist anders und hier, hier interessiert sich niemand für ein Abo von Martinique. Das Telefon des Angestellten darf ich zwar benutzen, eine Nummer hat er, oder besser gibt es nichts. Selber raussuchen. Kein Empfang, keine Verbindung, nicht mal den Vertrag können wir hier künden. Ist nicht meine Baustelle und so verabschieden wir uns, total frustriert. Ist ja nichts neues, denn das kennen wir zur genüge. Gestern hatten wir noch eine Info von der Swisscom erhalten, es gibt ein neues Abo, das auf der halben Welt gültig ist. Also alles inklusive und das nur für schlappe Fr. 150.- pro Monat! Wow, dann lieber etwas Stress mit den lokalen Telefonanbietern. Auch sehen wir immer wieder die Auswirkungen von Irma. Hier hat der Sturm nur sechs Stunden gewütet, aber ein Schaden für mehrere Jahre veranstaltet. Trauriger Anblick.

Totalschaden

Alles gemacht und fertig zum auslaufen. Kurz vor elf legen wir ab. Ab nach Norden oder besser nach Osten. Das letzte mal denken wir, denn alles weitere liegt jetzt westlich von hier. Die grosse Bucht, der North Sound wollen wir erkunden. An der Mosquito Island vorbei, ist jetzt in Privatbesitz. Zusätzlich hat Sir Brenson nun nach Necker Island auch dieses schöne Eiland erworben. Nur für exklusive Gäste!

Die Mosquito Island

Kurz vor Prickly Pear Island werfen wir den Pickel in den Sand. Halten, halten tut es irgendwie sehr spät. Da muss ich sicher tauchen gehen. Es ist doch Sand? Auf vier Meter sehe ich das “Problem”, der Sand ist etwas zu hart für unseren Anker. Die Flucke ist zwar halb drin und sollte halten. Nachher kommen Schweizer vorbei, die weiter hinten geankert haben und genau das gleiche festgestellt haben. Soll aber kein Problem sein und er hält bis jetzt sehr gut. So reden wir noch über die weitern Pläne und machen uns bereit für den Apéro! Prost.

Apéro im North Sound

Es bläst zwar zünftig, sind aber genial geschützt von der Insel. Feine Bratkartoffeln hauen wir in die Pfanne, sehen dazu einen genialen Sonnenuntergang. Diese Sonne, Gaby sagt wie immer das gleiche, die geht jeden Tag unter und kommt doch wieder hoch. Es fasziniert mich halt immer aufs neue, gerade wenn ein “komisches” Objekt davor steht 😉

Sonne verschwindet im North Sound

Eigentlich sollte es ja hier jede mengen Beizen und Bars geben. Aber, die sind alle kaputt! Die berühmte Bitter End Anlage ist gerade in der Totalerneuerung und auch die SandBox hier bei uns am Vixen Point ist noch im Rohbau. Das einzige, man sieht es den Schiffen an, ist die Levereck Marina. Dort tummeln sich alle. Schön, voll, traurig!

Am nächsten Morgen muss ich die Augen zweimal reiben, dieser kurze Regenguss hat Spuren hinterlassen. Gewaltige!

Regenbogen über Virgin Gorda
Ganz verrückt schön

Der Wind ist Super, alle scheinen nach Anegada zu wollen, nur wir drehen ab und gurken mit raumen Wind Tortola zu. Total gemütlich. An den Great Dogs vorbei zu der Scrub Island. Da ganz vorne ist schon unser heutiges Ziel. Die kleine Marina Cay Insel mit ihren Bojen hinter dem Riff, da versuchen wir eine der weissen Dinger zu schnappen. Verrückt dieses Revier der BVI. Alles so nah, ganz nah beieinander. Nur ein paar Seemeilen von einander entfernt sind sie besten, schönsten und verrücktesten Ankerplätze zu finden. Traurig sind nur immer wieder die Schäden zu sehen und vor allem, dass man nicht genau weiss, was man am jeweiligen Platz vorfindet. Sind die Bojen da? Kann man sie benützen? Was ist an Land offen? Sogar die Einklarierungsorte sind zum Teil immer noch geschlossen. Schwierig! Hinter der Marina Cay Insel finden wir eine gute Boje und machen an vorderster Reihe fest. Rückwärts an die Boje, wie immer und den Haken einhängen. Motor abstellen und die lange Leine vom Bug festmachen und tauschen. Done! Diesmal eben nicht. Der Vorläufer der Boje senkt sich etwas zu tief mit dem neunen Haken und macht eben mal eine Runde ums Ruder. Bravo! Eine Leine zur Entspannung anbringen, Badehose montieren und mit Brille nachschauen. Kein Problem bei diesem Schutz. Wind und Wellen sind hier zum Glück Super klein. Der Salat ist schnell behoben und schon liegen wir mit Bug voran an der Boje.

An der Boje vor Marina Cay

Das Dinghidock wartet schon auf uns. Wir wollen die wahnsinns grosse Insel nun erkunden. Diese 6 Acres grosse Land wurde 1937 für ganze US $ 60.- verkauft. Ein Ehepaar hat sich dann hier für drei Jahre niedergelassen, ein Buch geschrieben und daraus wurde sogar ein Film gedreht. Was ist hier davon übergeblieben? Wir rudern an land …

Die Marina Cay mit dem Dinghidock

Statt Beiz ein Zelt und statt einem Shop, ein Provisorium. Wir können nur erahnen, wie schön es hier mal war.

Die einzigen grünen Sachen

Auf dem “Berg” ist der berühmte Pusser’s Shop und den schauen wir uns an. Natürlich ist die Aussicht zuerst dran. Ich lassen Gaby im Schatten und wandere um die kleine Insel. Alles kaputt. Dächer sind verschwunden, Palmenkronen abgerissen und Fahnenmast geknickt. Traurig.

Traurig schönen Bild

Etwas Trinken, Essen und das Wetter mit dem Wifi einfangen. Währe ein Wunderplatz, dauert aber noch seine Zeit, bis alles wieder beim Alten ist. Die Angestellten machen auf Hoffnung und sind dankbar, dass wir überhaupt da sind. Letztes Jahr kamen fast keine Gäste. Jetzt sind doch wieder welche da. Segeln geht immer, nur mit der Infrastruktur hapert es ein wenig. Es wird schon fast dunkel, als wir die Beiz, oder besser das Zelt verlassen und auf der Ulalena noch ein paar Fotzelschnitten in die Pfanne hauen. Fein, einfach fein, dazu das obligatorische Apfelmus.

Wir zeihen weiter. Mittwoch, 27. März, wir haben diesmal etwas Nasenwind. Zum Glück nur ein paar Meilen. Dann ziehen wir die Segel hoch und rauschen Cooper Island entgegen. Da in der Manchioneel Bay gibts viele Bojen und ein Resti, das sicher offen hat. Eine Boje erhaschen wir wieder ohne Probleme, sie werden aber gegen Abend sehr, sehr rar. Der Name der Bucht kommt nicht von ungefähr. Das ist ja dieser gefährlich Baum, den man nicht berühren darf und vor allem bei Regen sind nicht darunter stellen soll. Gibt es diese Bäume noch? Wir schauen es uns an. Schon um vier rudern wir an Land. Wollen einen Platz in der Beiz reservieren und was trinken. Als wir da sind, Ausverkauft für Heute Abend! Neiiin. Frust total. Endlich mal eine Super Beiz und kein Platz. Haben wir aber befürchtet. Diese Einrichtungen die wieder stehen, sind vollkommen inn, überbucht und überlaufen. Wir geniessen trotzdem die tolle neue aufgebaute Anlage.

Der Cooper Island Beach Club

Einen überaus feinen kalten Kaffee gönnen wir uns, dazu ein Zucchetti-Kuchen und Wifi. Die Sonne brennt und Schatten findet man zu dieser Zeit fast nicht. Wir “schürgen” ein Tisch zum letzten Schatten und geniessen die Idylle. Reden noch lange über das für und wieder. Trotzdem ist es momentan nicht unser Gebiet. Endlos Segler reissen sich um die offenen Ressourcen. Trotzdem sind es im Vergleich zu früheren Jahren, viel weniger Gäste! Als wir gehen, entschuldigen sich alle, dass wir keinen Platz bekommen haben. Passt schon und rudern das kurze Stück zur Ulalena. Sitzen noch lange im Cockpit und schauen den Grossen zu.

Die Grossn kommen

Wir zeihen am nächsten Tag weiter. Wollen in eine Marina. Die Nanny Cay ist gerade vis a vis und hat viel Platz, ausser es ist gerade Frühlings-Regatta. Wir “preichen” es immer. Kurven kurz rein und werden sehr nett abgewiesen. Ab zur nächsten. Am West End von Tortola finden wir in der Soper’s Hole Marina Unterschlupf. Genial neue Stege und alles steht. Ausser die Häuser am Quay und der Quay selber ist immer noch arg dran. Der Steg ist in den sechs Stunden, als die diversen Twister vorbeigekommen sind, regelrecht explodiert.

Explodierter Quay in der Soper's Hole Marina

Alles funktioniert und läuft. Die Receptionistin der Anlage erzählt von Maria. Fast wie bei uns beim Lothar, haben sie diese paar Stunden erlebt. Jahre lang ist nichts passiert und jetzt das, alles weg. Jetzt balgen sich die Leute um die wenigen Ressourcen. Zum Beispiel brauchte es 17 Monate, bis das Licht in den Duschen wieder ging oder es gibt nur eine einzige Firma die Stege macht. Jeder will die natürlich und so geht das balgen noch ein paar Tage weiter. Hoffnung ist da und die Leute kommen wieder. Wir sollten noch zur Immigration. Wir haben entschieden, in die USA, also US Virgin Island zu zeihen. Die erste Frage von uns ist, was brauchen wir da drüben? Die Beamten fragen nur nach einem Visa, haben wir, dann ist es kein Problem. ESTA? Brauchen wir nicht. Trotzdem lassen wir sie ausdrucken. Mann weiss ja nie. Denn ohne Visa müsste man zuerst mit der Fähre einreisen und den Stempel holen. Wir probieren es einfach. Guter Test für die echten US heisst es sogar im Führer. Die Stempel haben wir bekommen und bezahlen noch US $ 5.- an Gebühren. Das waren nun die BVI. Nun zurück auf dem Boot, muss ich mir noch einen Adapter für den Strom basteln. Total vergessen danach zu fragen oder zu kaufen. Hier, hier hat’s nichts. In der Nanny Cay währe ein guter Laden. So “räufle” ich durch die Gegend und klappere alle Werkstätten der Marina ab. Einen alten Stecker würde reichen und tatsächlich werde ich fündig. Stolz trage ich das “edle” Teil zur Ulalena und schraube einen blauen EURO-Stecker hinten an. Passt. Einstecken und erläuft sogar. Zwar nur 110V, sollte aber für die meisten Sachen an Bord gehen. Alle Batterien werden mal wieder vollgeladen. Dazu bunkern wir noch Wasser. Es ist nur ein Rinnsal, das aus dem Schlauch kommt, dafür gutes Trinkwasser. Am Abend lassen wir es beim Inder noch gut gehen. Tiki Masala, feine Sache.
Morgen verlassen wir also die Britten schon wieder und versuchen uns in den US für eine Weile nieder zu lassen. Mal schauen ob es klappt.

Sehen wir die wieder?

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