Uuuu rollt das! Der Schwell lässt unsere Büx schaukeln. Ausschlafen? So nicht. Wir stehen auf und machen uns bereit. Um zehn vor sieben legen wir ab. Alle schlafen noch im übervollen Hafen.
Im Norden hat es fast kein Wind. Nur an den Kaps merken wir etwas Wiederstand. So umfahren wir den nordöstlichen Punkt bei Windstille.
Kaum zu glauben, aber es sollte genau hier am meisten blasen. Wir nehmen’s gelassen und gurken weiter. Keine halbe Stunde später sind wir schon voll am surfen. Zum Teil mit über 23 Knoten bläst der Wind jetzt und schiebt uns förmlich nach Süden. Zweimal müssen wir sogar reffen, damit die Böen die Ulalena nicht zu heftig krängt. Wann kommt denn der Hafen, fragt Gaby ungeduldig. In drei, vier Meilen sollte er kommen. Mytilini sollte gerade um die Ecke sein. Ich schaue etwas genauer – wir sind da!
Die Hauptstadt von Lesbos kommt viel zu schnell, Motor an, Segel runter und nochmals einen kurzen Blick in die Karte. Wo ist schon wieder die Einfahrt und wie ruft man die Marina auf? Die Wellen lassen uns vor der Einfahrt tanzen, so fahren wir in den grossen Aussenhafen und erledigen die “Aufräumarbeiten” bei ruhigem Seegang. Die Marina antwortet prompt auf unsere Anfrage und so laufen wir mit fast 18 Knoten Rückenwind in die Marina ein. Wow, die haben Fingerstege und Mooringleinen. Ganz was neues. Kurz die Fender etwas runter und eine Leine zusätzlich anbringen. Passt. Mit Hilfe der Marinerio passen wir ganz gut in unsere Box. Danke, aber ich muss sogleich mit aufs Office. Okay, ich schnappe mir alle Unterlagen und schon sitze ich im Office um bekomme ein Glas kühles Wasser. Das ist Service! Alle Super freundlich und hilfsbereit. Sie geben mir sogar Karten und Unterlagen zur Stadt. 1. Klasse. Aber eine Sache ist noch, es kommt Morgen eine Regatta, nein, nicht die schon wieder, aber ihr könnt bleiben. Dafür seid ihr zur Abschlussparty am Samstag eingeladen. Cool! Auch unser Nachbar am Steg hat irgendwie Erbarmen mit uns und bringt uns eine Suppe. Er habe sie gerade gekocht und wir hätten bei diesem Wind sicher Hunger. Danke. Wir sind überwältigt und verschlingen diese regelrecht. Wir sind zu müde, um noch gross in die Stadt zu gehen und setzen uns für ein feines Bier in den YachtClub, der geradewegs in der Marina ist. Wir sind Super Happy und können wieder einmal tief durchatmen, ohne immer wieder an die Ulalena, Fender, Leinen, Anker zu denken.
Super geschlafen. Fit wie ein Turnschuh machen wir uns auf den Weg. Die Wäsche sammeln wir noch zusammen und bringen sie zum MiniMarkt. Die erledigen das für uns. Sehr gut und einfach, es hätte aber auch eine Waschmaschine in jeder Toilette, Gratis und Franko. Das hatten wir ja noch nie, müssen aber die Bettwäsche wieder einmal gründlich waschen lassen. Ab geht’s in die Stadt. Quer über den Parkplatz geht’s dem Hafen entlang. Überall sehen wir die CostGuard, SAR und sonstige EU Patrouillenboote.
Hier sind wir also sicher. Wir umrunden den Hafen und schauen uns die Freiheitsstatue von nahem an.
Toller Platz mit gutem Blick über die halbe Stadt. Weiter geht’s um die grosse Burg. Wahnsinnig was die da alles gebaut haben.
Das werden wir uns sicher bald von innen anschauen. Bis zum alten Hafen ist die Strasse gut, dann wird holperig und Gaby verliert fast das Gleichgewicht. Die Burg ist aber wirklich toll anzuschauen.
Auf der anderen Seite finden wir noch ein altes Hamam, ein altes Badehaus. Schade können wir uns das nicht von innen ansehen.
Dann sind wir endlich an den Eingang geholpert und stehen aber vor verschlossenen Türen. Zu, geschlossen! Das gibt es doch nicht. Es ist weder Montag noch ein Feiertag, einfach zu. Super schade. Wir spazieren die wirklich schöne Einkaufsstrasse entlang zurück zur Marina. Noch kurz den Dom von innen ansehen. Gewaltig!
Kaum sind wir auf dem Boot, kommen auch schon die ersten der Regatta von Molyvos. Sooo schnell sind die aber auch nicht. Wir erfahren später aber, das sie, wie wir, im Norden keinen hauch Wind hatten und mega kämpfen mussten, bis sie ums Kap waren. Jetzt sind es gut und gerne 7 Beaufort, also über 28 Knoten Wind! Auch in der Marina müssen alle anpacken, das keiner in die Stege knallt.
Wir gehen noch kurz duschen, danach ist alles voll. So eine richtige Regenbrause. Himmlisch. Am Abend setzten wir uns in den YachtClub und schauen dem Ankommen zu. Warum sehen die alle so müde aus?
Heute steht das neue Museum in der Stadt auf dem Program. Soll schöne Mosaiken beherbergen und da wollen wir hin. Mit einem Super Umweg erreichen wir dann doch noch den Eingang und dürfen wieder einmal Gratis die sensationellen Mosaiken bestaunen. Sie haben sie in verschiedenen Häuser in der Stadt gefunden. Einfach gewaltig. Auch begleitet uns eine Dame des Museum und hilft uns mit dem Lift und die richtige Reihenfolge zu finden. Service pur! Am Schluss sehen wir uns noch eine alte Olivenpresse an. Ja, die hatten schon früher kluge Köpfe.
Zurück in den Strassen, kaufen wir noch frisches Obst, Wasser und die Wäsche müssen wir ja auch noch abholen. Dann ist es bald Zeit für die Party. Alle strömen zum Theater. Nach der Begrüssung stellen sich vereinzelt die Teams vor. Show!
Die Aegean Regatta 2016 scheint ein voller Erfolg gewesen zu sein. Auch Ausländer dürfen mitmachen und das Ziel ist es, allen die wunderschöne Ägäis zu zeigen. Jedes Jahr werden andere Inseln und Häfen ausgewählt. Tolle Idee. Diese Jahr sind über 77 am Start. Von Porto Carras, kenne wir doch auch, in Chalkidiki bis nach Lesbos. Nach der Rangverkündigung verlassen wir aber die Zuschauerränge und gehen in die Stadt was Essen. Gratis Bier und Essen für Crews wird verkündet. Wir lassen sie mal machen. Leider verpassen wir die BrazilianGirls beim tanzen, wie uns am nächsten Tag verkündet wird. Tja.
Wir sind schon wieder unterwegs. Morgen wollen wir weiter und bezahlen schon mal die Marinagebühr. Sechzig Euros für vier Tage, dabei waren Strom und Duschen. Guter Preis. Dann geht’s quer durch die Altstadt zum alten Theater am Hang, weit oben. Als wir so an einem steilen Hang uns abmühen, fragt uns eine Einwohnerin: What you want? Eh, das Theater. Ja, da seid ihr richtig. Da vorne rechts hoch, aber es ist geschlossen. Das gibt’s doch nicht. Ist den hier alles zu! Ich werfe einen kurzen Blick rein und kann nur das Orchester erkennen. Alles andere ist überwachsen. Dann eben nicht. Wir geniessen dafür die Aussicht über die ganze Stadt.
Noch einmal essen wir im gediegenen YachtClub und lassen uns nach Strich und faden verwöhnen.
Hier hatten wir wirklich wieder einmal gut entspannen können und das andere Essen, z.B. ein Café du Paris Steak verschlingen können. Ja, hier hat wirklich alles gestimmt, wollt ihr hier nicht überwintern? Wurden wir gefragt. Sofort, aber wir haben ja noch viel anschauen.