Ich mache mich auf den Weg, zurück zur Banane und zur Ulalena. Das einzige was geht, ist laufen. Die Sonnen brennt zwar recht heftig, aber ich geniesse die Strecke der Strasse entlang. Es gibt so viel zum Schreiben, zu erzählen, dass ich so schnell wie möglich die Segel setzen will und in Richtung Green Turtle aufbrechen möchte. Morgen, morgen möchte ich ablegen. Doch zuerst muss ich was essen. Ein paar Nüsse und einen feinen Tee mache ich mir. Für mehr habe ich einfach keine Lust und der Koch ist ja abgereist 😉 So verkrieche ich mich nach einer etwas welligen, böigen Fahrt zum Boot, in die Koje und schaue mir was auf dem iPad an. Einfach herrlich, in eine andere Welt einzutauchen.

Es ist Samstag und momentan schüttet es wie grausam. Stark bewölkt und nur noch 23° warm. Es trocknet kurz ab, und so packe ich die beiden grossen Taschen mit Wäsche in das Dinghy und rudere halb trocken dem Strand entgegen. Kurzer Spurt zum BubleDing und schon schüttet es wieder. Die Maschinen sind gefüllt, doch der geplante Einkauf muss noch etwas warten. So habe ich Zeit, das Wetter etwas genauer zu studieren. Wow, der Wind ist jetzt genau richtig um nach Green Turtle zu kommen oder sogar wieder ans Festland. Hin und her und dann fällt der Entscheid, ich segle zurück in die USA. Beaufort, NC ist etwas ungewiss, doch nach Charleston sollte der Wind gerade reichen. Zum ersten Mal vertraue ich mich dem Wetterrouting von PredictWind an. Alle Modelle sagen in den nächsten Tagen moderate Winde an und so verschiebe ich dieses Routing zur Navi-Saftware auf dem Schiff. Diese rund 400 sm sollte ich somit in 3-4 Tagen gut bewältigen können. Doch es ist noch viel zu tun. Einkaufen, ausklarieren, die Büx bereit machen und vor allem noch einen Covid-Test machen. Am Sonntag spaziere ich ins Testcenter und machen diesen Test. Negativ, kommt das Resultat schnell zurück. Super. Also kann ich morgen ohne Probleme ans ausklarieren denken. Heute will ich noch die restlichen Sachen erledigen und vor allem, nochmals im Color’s einen feinen Fish-Warp essen. Es ist wirklich eine geniale Beiz und es fällt mir schwer, dieses wunderbare Land schon wieder zu verlassen. Das Ausklarieren ist etwas mühsam. Alle sind zwar superfreundlich, doch an diesem Montag scheint das System für den Papierkrieg nicht starten zu wollen. Blöd, wollte ich doch um elf gegen Norden starten. Und siehe da, es funktioniert. Meine Angaben sind im System angekommen und ich erhalte einen Handzettel für die freie Fahrt. Passt doch. So rudere ich entspannt zum Schiff und verstaue noch die Banane unter Deck. Ready, Anker hoch und weg bin ich. Ein etwas komisches Gefühl habe ich dann schon, doch der Wind ist Hammer und kaum aus der Bucht, stehen die Segel 1A. Der Wal, also der Whale Cay habe ich schnell erreicht und dann gurcke ich mit 10-15 Knoten Wind gegen Norden. War eine gute Idee, denke ich mir. Bald gewöhne ich mich an die Wellen und kann den Regenbogen über den Abacos voll geniessen.

Wahnsinns Stimmung

Die erste Nacht verläuft ohne Probleme. Der Wind ist mehr als stetig und so komme ich ausgezeichnet vorwärts. Am nächsten Morgen steht das Etmal auf 120 sm. Cool! Super cool. Habe Heisshunger und zwicke mir eine riesige Schale Müesli hinein. Der Pitsch, Windfahne, steuert die Ulalena perfekt auf Kurs und der Fokker, Windgeni, produziert recht Strom für die Navigation. Am Abend dreht der Wind und so lass ich den Para steigen. Herrlich. Dazu versenkt sich die Sonne am Horizont.

Gute Nacht

Schon Mittwoch und der Wind ist immer noch da, doch etwas lauer als auch schon. Gegen neun Uhr flaut er immer mehr ab. Hänge den Para hoch und dann passiert, er verhädert sich im Mast. Echt jetzt! Fluche wie ein Rohrspatz. Bekomme ihn aber zum Glück ohne Schaden wieder aufs Deck. Geschafft! Motor an und weiter gurken. Schau mir das Wetter auf den Vorhersagen etwas genauer an. Sollte blasen, aber nix ist. Doch WetterWelt hat für heute eine Pause eingeplant bis um acht abends. Hmm. Der Wind stellt gegen Abend zum Glück wieder an. Geht doch. Der Zweifel am Routing wird immer grösser. Alle Modelle habe doch guten Wind prognostiziert und jetzt das. Doch lieber das als umgekehrt wie bei der Fahrt in den Süden. Nur nicht meckern. Am Donnerstag um elf Uhr sind es nur noch 70 Meilen bis zum Jetty, also der Einfahrt nach Charleston. Ich bin heftig am rechnen. Freitag Nacht sollte ich sicher da sein. Doch mitten in der Nacht durch dieses Ding rein? Mal schauen, was der Wind macht. Lehne mich zurück und lese gespannt weiter, was es so mit der Kon-Tiki auf sich hat. Wirklich spannend, wie diese Seefahrer damals ihre Reise in die Südsee erlebt haben.

Dann ist es so weit. Ich nähere mich dem Inlet von Charleston. Es ist dunkel und so taste ich mich vorsichtig zur ersten Tonne ran. Warte bis die Sonne, das Helle kommt und motore ohne Probleme bis zur Engstelle. Dann ein Ausruf auf dem Funk, kannst du nicht etwas zur Seite? Wir müssen kreuzen und hier ist es etwas eng für zwei! Doch, doch, kein Problem. Da kommt der Erste schon um die Ecke.

EIn ganz grosser kommt näher

Natürlich genau im Eck kreuzen sie sich. Gewaltig.

Fest keinen Platz zum kreuzen

Die Sonne sagt gerade hier beim Wahrzeichen von Charleston, Ford Sumter, hallo!

Happy Camper

Ich bin einfach nur happy. Habe es geschafft, trotz des immer schwächeren Windes. Die Wellen waren fast nicht zu spüren und es wurde nur bei der Einfahrt etwas unruhig. Die Last fällt ab und ich freue mich mega auf die wunderschöne, interessant Stadt.

Charleston kommt näher

Ich umrunde die Altstadt und versuche in eine Marina zu kommen. Der Dieseltank hat etwas gelitten und benötigt ein paar Liter. Doch als ich vor der City Marina stehe und sie anfunke, ist noch niemand da. Bin halt doch etwas gar früh dran. Doch dann meldet sich eine sehr sympathische Stimme und weisst mir den Weg an den Steg. Danke. Beim Anlegeversuch merke ich erst, wie müde ich eigentlich bin. Die Strömung hat gedreht und ich realisiere es nicht. Verhänge fast alles und brauche ein paar Anläufe, um nur in die Nähe meines Platzes zu kommen. Ein Segler am Steg hat erbarmen und macht mir Platz. Danke und schon liege ich am Aussensteg. Meine Anmeldung habe ich bei der Immigration schon erledigt und dann rufen sie auch bereits an. Wir sind in 10 Minuten am Boot. Echt? Total überfordert, suche ich die Dokumente zusammen. Da kommen sie schon, hüpfen aufs Deck und kontrollieren alles. Sogar den Kühlschrank untersuchen sie. An den Früchten haben sie keine Freude, ermahnen mich zum Glück nur. Sonst alles okay. Willkommen in den Staaten. Ich solle so schnell wie möglich zum Office, für den restlichen Papierkrieg. Die Ulalena mache ich noch richtig fest, hatte gar keine Zeit um alle Festmacher zu montieren. Dann kommt auch noch der Dieselmann und fragt nach dem Einfüllen. Sicher, währe Super und öffne den Tank. Hätten wir das auch. Packe den Rucksack, alle Dokumente rein und schnüre die Wanderschuhe. Jetzt kommt der Wind, stelle ich fest, als ich in der Stadt verschwinde. Keine Stunde benötige ich bis dorthin und gönne mir noch eine Erfrischung am Kiosk. Herrlich. Merke aber spürbar, dass ich komplett übermüdet bin. Die Einklarierung geht tadellos über die Bühne und eine jährige Lizenz erhalte ich ohne Schwierigkeiten. Jetzt benötige ich wirklich eine Pause. Setze mich ins nächste Café und suche ein Netz. Die E-Mails rauschen rein und auch meine Ankunft melde ich zurück. Dann ein Wetteralarm für Charleston! Gibt es so etwas? Starkwind und Gewitter am Nachmittag. Alles zusammen packen und zurück durch die Stadt rennen. Als ich auf dem langen Stag ankomme, empfangen mich meinen treuen Nachbarn schon und erzählen von meinen Fendern. Waren alle rausgehüpft! Danke, vielen Dank ihr lieben Geister. Verkrieche mich in die Kajüte, schaue noch kurz die Nachrichten und schlafe wie ein Stock.

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