Immer so früh los! Der Wecker rattert schon um halb sieben und nur mit Müh und Not kriechen wir unter der warmen Decke hervor. Es ist ja noch stock dunkel. Doch wir brauchen die Zeit um uns für die Überfahrt von Madeira nach Lanzarote bereit zu machen. Wetter? Wind? Motor? Essen? Bett? Gaby? Alles in Butter, bereit zum Ablegen. Wegen dem Wind müssen wir etwas ausdampfen und wecken prompt unseren lieben Nachbar. Sorry! Und weg sind wir. Halb acht. Es wird langsam hell und wir verabschieden uns von der Marina Quinta do Lorde. War genial hier!
Total in Gedanken versunken schiesse ich die Leinen auf und versorge die Fender, da hustet der Motor. Heiss is er! Sch…, sofort abstellen. Habe doch die Wasserpumpe gut angezogen und nochmals überprüft. Kühlwasser kommt keines – erst mal die Segel hiessen. Autopilot an, Segel etwas trimmen. Lanzarote wir kommen. Oder sollen wir umdrehen? Deckel des Motors auf und erst mal nachschauen. Lose! Die Schraube ist tatsächlich lose. Das gibt es doch gar nicht. Anziehen – sie dreht durch! Der Wind ist Super und so entscheiden wir, weiter zu segeln. Die Pumpe mache ich wieder fest und zusätzlich sichere ich das Ganze mit zwei Spannsets. kann ja nicht schaden. Test? Funktioniert. Mittlerweile sind wir schon fast an den Nachbarinseln Ilhas Desertas vorbei. Sollen wir da kurz rein und die Pumpe etwas genauer anschauen? Nö, wir zeihen weiter.
Der Tag geht langsam zu Ende, wir haben schon was feines gegessen und so stellt auch der Wind seinen Dienst ein.
Schade. Motor an und – er läuft tadellos. Etwas warm wir er schon, aber das Wasser prustet schön aus dem Auspuff. Es ist eine wunderschöne Nacht. Blau, respektiver schwarz und der Mond beleuchtet die ganze Szenerie! Magisch, einfach magisch. Keine Schiffe weit und breit, in Spiegel von See und so kann ich mit dem Brummen unseres Yanmar gut schlafen. Kaum ist die Sonne auf, kommt auch schon der Wind. Warte, wir essen noch schnell was, dann ziehe ich die Segel oder besser gleich den ParaSailor hoch. Wir rauschen wie die blöden. Der Peter steuert hervorragend und wir geniessen die Fahrt. Das Etmal ist sehr gut und so sollten wir schon am nächste Mittag auf der kleinen vorgelagerten Insel von Lanzarote, Graciosa ankommen. Geplant war, dass wir vor Sonnenuntergang da sein werden. So ist es aber viel besser. Die ganze Nacht durch zieht der Grosse, nur der Kurs ist etwas zu weit gegen Afrika. Ich korrigiere Peter immer mal wieder, das der Wind nicht auf einmal zu weit Raum daherkommt. Der Tag ist schon wieder erwacht und eigentlich sollten wir die vorgelagerte Insel, Alegranza bereits sehen. Da, da ist sie schon. Die ist aber schön gross oder ist es gar schon Graciosa? Kann nicht sein, als ich das GPS frage.
Wir kommen fast längsseits zu den drei Inseln. Kurz vor Montana Clara wird der Wind immer, immer schwächer. Der Para zieht schon fast nicht mehr. Doch mit dem Motor währen wir gar nicht schneller. So gurken wir in Richtung Graciosa. Dann ist endgültig der “Pfus us” Motor an und – Sch…, das Thermometer des Auspuff schnellt in die Höhe. Abstellen. Deckel weg und – alles fest. Das gibts doch nicht. Nochmals anziehen und immer noch kein Wasser. Was machen wir jetzt? Ich gehe ans Funk und rufe die kleine Marina von Graciosa, Caleta del Sebo, an. Keine Antwort. Dann auf dem Kanal 16 – nichts. Dann meldet sich aber ein anderes Schiff und sagt mir, dass sie kurz in der Marina anrufen und nachfragen würden, ob ein Abschleppen möglich ist. Ne, habe sie nicht. Mittlerweile habe ich den Para geborgen und das Genua gesetzt. Etwas handlicher, wenn wir manövrieren müssen. Denn als Alternative, gibt es immer noch eine der besten Buchen der Kanaren vor unserer Nase. Also nur rum um den Punta del Pombre, nicht zu nah und nicht zu weit weg, in die zweite Bucht, Playa Francesca, aufschiessen und den Anker schmeissen. So der Plan. Wann habe ich das das letze mal gemacht? Bei B-Schein auf dem Vierwaldstättersee! Das war 2001 als ich das grosse, grosse Segelschiff auf dem See an eine Boje “geschossen” habe. Nichts verlernt 😉 So bereiten wir alles vor, Gaby am Tiefenmesser und die Zuversicht in Person. Ich am Navi und Steuer mit den Hosen voll. Rum um die Klippen und mit genialem Halbwind zur Bucht. Klappt ja Super. Anker bereit, noch kurz einschalten und so zielen wir auf die anderen Schiffe, die bereits vor Anker sind, zu. Zum Glück ist die Bucht nicht voll und so können wir den Platz aussuchen. Tiefe ist bei neuen Meter, ideal. Aufschiessen, warten bis keine Fahrt mehr ist und Anker schmeissen. Nichts! Was nichts, kein Anker fällt und wir fallen zurück. Mist! “Seckle” zum Bug und sehe, das der blöde kleine Markierungsball sich verfangen hat. Raus und runter. Schwein gehabt. Wir stoppen, zwar etwas weiter hinten, aber wir sind angekommen. Die Nerven haben gehalten 😉 Runterfahren. Erst mal was Essen. Gaby ist auch happy und sagt nur, habs ja gewusst, das du das kannst! Danke. Tomaten, Gurken, Brot und etwas Wurst schneide ich für uns. Setzen uns gemütlich hin und geniessen das Ankommen. Dann der Aufruf an die Marina, ja wir sind gelandet, habt ich nicht was zum zeihen? Nein. Gut, wir wollen den Motor flicken und melden uns dann wieder. Ins Logbuch schreibe ich genau um drei Uhr gelandet. Dann reisse ich die Abdeckungen los. Es muss der Impeller sein, die Schraube ist hin, ja, aber das ist ja kein Grund, um kein Wasser zu fördern. Deckel weg und – da fehlen ganze drei Flügel! Einen finde ich auf Anhieb, die anderen sind verschwunden, im Schlauch, Wärmetauscher, Motor. Super. Soll ich den ganzen Motor hier vor Anker zertrennen oder nur kurz einen neuen Impeller einsetzten und es versuchen? Gaby ist für’s versuchen. Eingesetzt und los gehts. Wasser kommt, Temperatur ist stabil. Funktioniert also. Die knapp zwei Meilen sollten doch zu schaffen sein. Anruf an den Marinerio, wir kommen und bitte um Hilfe, wenn der Motor mitten im Hafen den Geist aufgibt. Alles bereit und ab geht die Post. Anker rauf, zum Glück habe ich ja nur 50 Meter Kette geschmissen, und weg sind wir. Blick auf die Tiefe, Blick aufs Thermometer. Hin und Her, als mehr Her als Hin. Der Wind kommt uns entgegen und auch etwas Strömung haben wir. Komm, komm feure ich unseren Kleinen an. Tatsächlich. Ein paar Minuten, oder waren es Stunden, rufe ich bei der Hafeneinfahrt den Marinerio an, wir kommen. Platz ist da und fest sind wir. Plums! Der schwere, schwere Stein ist gefallen, wir sind angekommen.
Ein weiterer Segler der reinkommt frägt uns nach dem Befinden, und hats geklappt? Ja, ja, alles gut gegangen. Etwas später kommt einer von der Bucht rein und sagt nur, warum hast nichts gesagt, wir hätten doch helfen können! Alles gemacht! Kanal 9 und 16, keine Antwort und wer hat den schon den Funk in einer so schöne Bucht am laufen? Keiner. Also, kein Problem. Dann der nächste “Schock”, es hat kein Strom auf den Stegen. Nichts, nada. Und wie soll ich da ein Loch bohren können? Hört den das nie auf. Pause! Es ist schon spät uns so suchen wir uns eine Beiz, die uns unser Schweizer Nachbar empfohlen hat. Ein Tintenfisch und ein Thunfisch. Wir sind einfach nur glücklich, sehr, sehr glücklich. Fragen uns aber auch, hätten wir nicht doch besser direkt umdrehen soll, als wir noch in Madeira waren und Hilfe von der dortigen Marina anfordern hätten können? Nö, alles richtig gemacht, sagt Gaby.
Super geschlafen und Heute Freitag geht’s ans eingemachte. Der Motor muss dran glauben. Doch so schnell komm ich nicht ans Schaffen. Der Hafenmeister weiss ja noch nichts von unserer Ankunft. Eine halbe Stunde vergeht, eh er eintrifft. Langweilig wird es uns nicht, denn ein Schweizer ist schon vor uns am Anstehen und so wird die Zeit sehr kurzweilig. Jetzt sind wir an der Reihe. Alles paletti und nur noch bezahlen heisst es. Unsere Anmeldung hat also doch funktioniert. Gut. Auch haben wir kein Netz und ein Kaffee währe auch ganz gut. Es soll ein Internet-Cafe im hinteren Teil des Dorfes haben, verrät uns der Super freundliche Schweizer. Danke, suchen wir gerade auf. Das kleine Dorf gefällt uns sehr gut, nur Gaby hat etwas Mühe mit den Rädern im Sand. Denn es gibt nur Sand. Alles Sand so weit das Auge reicht. Strassen und Landschaft. Sieht aber genial aus hier in Caleta del Sebo.
Das Netz finden wir und können unsere Ankunft unseren Angehörigen endlich durchgeben. Auch laden wir unser Vodafone Ding auf und fahren zurück zum Boot. Die kleine herzige Marina ist wirklich toll. So richtig “heimelig” 😉
Jetzt kann es ja mit dem Motor losgehen. Nicht ganz. Es sind zwei ganz, ganz tolle Schweizer im Hafen und da gibt es viel zu berichten. So wird es Nachmittag, als ich den ersten Gabelschlüssel endlich in die Hand nehme. Wasserpumpe weg. Impeller weg und was habe ich in den Händen? Die zwei vermissten Flügel! Und ich war schon am durchlesen, wie man den Wärmetauscher zerlegt. Ich bin mega happy! Dann kommt die Wasserpumpenhalter und dann sehe ich das Malheur! Die Schraube ist, ist keine Schraube mehr. Kein Gewinde ist da zu sehen. Also ausbohren und eine neue Schraube einsetzen. Dass kommt aber erst morgen zum Zug.
Wir haben Hunger und lassen uns im La Marinerio so richtig gutgehen.
Ausschlafen und Zmorge. Jetzt kommt erst der Motor dran. Alles ausbauen, passende Schraube suchen und vor allem Strom für die Bohrmaschine. Ein Fischer weiss Rat und zeigt mir den Stromkasten. Fertig. Zurück bei der Ulalena fräse ich mit dem neuen Gewindeschneider ein sauberes Gewinde und setze die Schraube ein. Ablängen und testen. Wunderbar. Zusammenbauen und anlassen. Wie neu, schnurrt der Yanmar wieder.
Nur noch zusammenräumen und dann habe ich ein grosses, grosses Bier verdient. Doch die Bilge muss noch gereinigt werden und eine schön kalte Dusche ist auch erst noch angesagt. Glug, glug, glug – feines Bier. Wir sind nochmals zum Internet-Cafe marschiert, denn das blöde portugiesische Vodafone bekommt einfach keine Verbindung, und geniessen hier das kühle Bier. eMail an eMail und auch schon der nächste Hafen muss informiert, also reserviert werden. Jetzt aber mal eine richtige Pause. Am Abend haben wir uns verabredet mit einem der Schweizer Segler. Die gestrige Beiz passt uns sehr gut und auch die zwei feinen Fische sind ein Gedicht. Der Weisswein ist auch gar nicht so übel 😉
Es ist schon Sonntag und morgen geht es weiter nach Lanzarote. Leider haben wir eine Absage für den Stadthafen bekommen, im Puerto Calero hätte es noch Platz für so lange. Okay, gebucht und danke für den Tip. So spazieren wir endlich, endlich mal ohne Sorgen und Nöte durch das lässige Dorf. Die Strassen sind einfach der Hammer. So soll es gewesen sein, vor, ja vor vermutlich 50 Jahren.
Auch der Dorfladen, wie eh und jeh.
Am anderen Ende des Dorfes geniessen wir die Aussicht auf das morgige Ziel, Farion de Tierra.
Diese Ecken wollen wir morgen umrunden.
Schön hier, wirklich schade, dass wir schon weiter wollen, sollten, müssen. Aber Lanzarote will auch erkundet werden. Am Abend sind wir zu einem Fondue eingeladen! Glauben können wir das eigentlich nicht. Wer hat hier schon Käse für so ein feines Znacht? Unsere Nachbarn! Einfach herrlich. Gediegen und absolut der Hammer ist dieser einmalige Abend. Vielen, vielen herzlich Dank euch zwei für die fantastischen Stunden!
Uns kommen die Tränen, wenn wir daran denken, morgen diese netten Menschen am Steg zu verlassen. Aber so ist es halt im Leben. Morgen zeihen wir schweren Herzen’s weiter.