Um 14:00 Uhr ist der geplante Start für die Überfahrt von Rethymnon nach Kythira. Es sind in etwa 85 sm mit einem Schnitt von 4.5 knoten pro Stunde gibt in etwa 19 Stunden auf See. So gerade auf den Zmorge in der wunderschönen Bucht von Kapsali anlegen, tönt doch gut. Das Wetter ist auf unserer Seite, kann also nicht viel schief gehen.
Aufstehen, Zmorge und alles bereit machen für die Nacht. Dann einen Spaziergang zur Marina Office und dann dem Sandstrand entlang. Aber es brennt uns unter den Nägeln. Komm, wir legen ab. Der Wind ist gerade sehr gut und so sind wir schon um halb elf bei der Hafenausfahrt.

hafenausfahrt

Tschau Touris, tschau Rethymnon und tschau Kreta hat uns mega gut gefallen. Mit etwas Rückenwind umrunden wir das erste Kap zwischen Rethymnon und Chania. Am Kap Mavromouri ist alles ruhig. Keine Böen oder kabbelige See. Super. Da bekommen wir Besuch. Die Grenzpatrouille, diesmal ausgeliehen von Finnland, nimmt uns ganz genau in Augenschein. Kurz grüssen und schon rauschen sie weiter.

finische küstenwache

Wir motoren zum nächsten und letzten Kap von Kreta, Kap Spahti. Langsam verschwindet die Sonne und strahlt in vollen Farben diesen Steinhaufen an. Verrückt!

kap spathi

Die Nacht bricht herein und das AIS tut seinen Dienst. Was für Schiffe “plagen” uns und müssen wir verfolgen? Es ist ja immer die Frage, wie nah fahren sie an uns vorbei und sehen sie uns überhaupt! Bis jetzt, absolut korrekt. Genügend Abstand, also mindestens eine halbe Meile (0.9 km), lassen sie uns immer. Ich gehe wieder schlafen. Gaby liegt schon lange im Salon und schnarcht vor sich hin. Da ist es mir fast zu kalt, so kuschle ich mich in der Koje unter die Decke. Die Eieruhr immer am laufen. Ich erschrecke jedes mal gewaltig, aber das ist ja auch der Sinn und sehr, sehr wichtig. Stimmt der Kurs, ist Antikythira, also die kleine Schwester von Kythira, immer noch an Backbord, was machen denn die Schiffe so um uns herum und ist alles in Ordnung bei Gaby? Alles bestens! Uhr wieder aufziehen und ab unter die Decke.
Es dämmert und da taucht auch schon unser Ziel auf. Kurz nach dem Sonnenaufgang sind wir vor der Bucht.

bucht

Die Stadt mit dem Kastell auf dem Berg sieht man schon von weitem. Die Mole ist fast leer. Nur ein einzelner Segler hat festgemacht und so huschen wir an den Beton. Ganz langsam. Vier Meter, drei, zwei einhalb, rums. Aufgesetzt. Hmm. Schlecht. Mit Grundberührung haben wir nicht gerechnet. Etwas zurück und festmachen. Dann haben wir wieder zwei Handbreiten unter dem Kiel. Pause! Zmorge!

kapsali

Die Nacht war recht ruhig, aber der Wind hat am Morgen immer mehr auf Nord gedreht und auch die Wellen haben uns gebremst. Dazu hat sich noch die PC-Maus verabschiedet und ich musst nach Ersatz suchen. Was soll’s, wir sind schon wieder hier in Kapsali. Es ist einfach ein zauberhafter Ort!

bucht kapsali

Schon zum dritten Mal sind wir hier und bestaunen immer wieder diesen Flecken Erde. Schlafen, Pause? Nicht für lange. Es zieht uns ins Dorf und rauf zur Kirche für die Aussicht.

aussicht

Auf der anderen Seite gegen Süden, da, genau da sind wir hergekommen. Wahnsinn! Da unten, weit, weit hinten ist Kreta.

blick nach kreta

Tolles Gefühl und natürlich auch Erleichterung. Alles hat gepasst und wir sind fast wieder zurück auf dem Festland. Gaby staunt nur.

gaby staunt

Am Abend bestellen wir in der neuen Beiz, Lemoni, eine Platte für zwei. Spezialitäten von hier. Fast zu viel, aber wir beide haben einen mega Hunger und so verputzen wir die Kalamari, Tintenfische, Zucchini, Käse usw. Fein, fein. Mit vollem Bauch gehen wir früh ins Bett. Gaby schläft wieder wunderbar. Bei der Überfahrt hatte sie eine Attacke beim Gesichtsnerv.
Es ist Donnerstag, 25. Mai und schon bald sind wir munter und breit für den Aufstieg. Die Chora, also die eigentliche Stadt auf dem Berg, muss bewältigt werden. Zum Glück ist es nicht zu heiss und so kommen wir gut voran. Das stolze Kastell. Gewaltig!

chora

War ja gar nicht so weit. Wir setzen ins am Dorfrand auf die Bank und staunen in die Ferne.

kastell chora see

Weiter gehts quer durchs Dorf. Sind ja nur ein paar Treppen, finden wir uns bald auf dem Dorfplatz wieder. Die eigentliche Strasse geht weit aussen rum. Bei einem kleinen Laden sehen wir schöne Sträusse mit kleinen gelben runden Blumen. Was ist das? Gaby weiss es nicht. Wir fragen die Besitzerin, aber eine Kunden gibt uns Auskunft. Auf der kleinen Insel wachsen diese seltenen Blumen, sie gehen auf und behalten die Form, Farbe und Grösse. Es bringt Glück und ewiges Leben, sie im Haus aufzuhängen und sie heissen Sempreviva (das ewige Leben).

hauptstrasse mit Sempreviva

Auf er Kopfsteinpflasterstrasse holpern wir dem Eingangstor des Kastell entgegen. Braucht halt schon etwas “pfuuus” bis wir endlich die gigantische Aussicht geniessen können! Die Chora ist schön auf diese Hochebene gebaut worden.

hochebene

Aber die Sicht auf die Bucht …. das ist der Grund, warum wir schon wieder nach Kapsali kommen.

bucht

Ein kleines Museum hat mitten auf dem Kastell offen und zeigt die verschiedenen Geschichten der Ortsansässigen Familien. Interessant, woher die alle kommen. Die meisten aber von Kreta. Dann noch ein Blick von der anderen Seite runter ins Dorf.

dorf von der anderen seite

In einer kleinen Beiz schlürfen wir unser Frappee. Total gediegen eingerichtet und mit vielen alten Bilder der Bucht und Chora. Dann ist es Zeit für den “Abstieg”. So kurven wir die steile Strasse runter und brauchen nun etwas Schlaf. So machen wir es uns auf der Ulalena gemütlich und dösen vor uns hin. Am Abend bestellen wir im Lemoni schon wieder viel zu viel. Den Rest nehmen wir mit. Essen wir es denn auch? Eine Zigeunerfamilie, die eigentlich nur ein Auto hat, hat sicher Hunger und so schenken wir ihnen unsern Doggiebag. Sie reden auf uns ein und bedanken sie überschwänglich. Verstehen? Verstehen können wir uns leider nur mit Händen und Füssen. Der Vater der Truppe macht oder flickt die Korbstühle der Beizen. Die beiden Kids spielen den ganzen Tag am Strand. Liebe arme Leute, aber vielleicht sind sie ja glücklicher als wir. Als wir am übernächsten Tag ablegen, winken sie voller Freude.

Das Wetter macht nicht so mit. Der “geplante” Wind kommt nicht oder erst viel, viel später. Wir haben in der Nacht bei Windstille die Ulalena gedreht, damit der Schwell etwas angenehmer daherkommt und der Wind uns nicht durch die ganze Hütte weht. Wolken, Regen, Kälte. Nicht so nett. Während eines Unterbruch, besuchen wir eine kleine Kirche auf einer Anhöhe und bestaunen die Aussicht. Aber da kommt schon der nächste Regen und wir brauchen einen feinen Cappuccino. Die Stimmung am Abend ist schon gewaltig. Wolken sind halt schon schön!

stimmung

Essen am Abend ist fast nur drinnen möglich. Wind und knapp 20° zwingen uns dazu.
Morgen, morgen soll der Wind endlich etwas nachlassen und sogar etwas von Osten kommen, damit wir unsere nächste Etappe gut erreichen können. Dieser magische Ort! Eigentlich schade, dass wir schon wieder los müssen.

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