Die kleinen, fiesen Moskitos, oder was es immer ist, plagen uns hier in Alice Town, Bimini immer noch diesem Morgen. Es ist Montag, der 20. Mai, und wir wollen los. Die Tide kommt und so legen wir von der Brown’s Marina ab. Viel Wasser hat es immer noch nicht an unserem 1. Platz, aber es reicht um rauszukommen. Die Strömung ist noch etwas da, also kommt uns entgegen und verlangsamt die Fahrt zu unserem temporären Ankerplatz gerade vor dem Fahrwasser nach Alice Town. Herrlich schön hier und vor allem, keine beissende Biester mehr 😉
Warum den hier Ankern? Warum nicht gleich los zum Festland? Tja, es sind nur noch knapp 70 Meilen. Zu lang für einen Tag und fast etwas zu kurz für eine Nacht. So wollen wir erst gegen den Abend von hier los, damit wir etwas sehen, wenn wir in West Palm Beach ankommen. So geniessen wir die wunderschöne Ankerbucht und müssen uns immer wieder sagen, es ist vermutlich ein letztes Mal, dass wir diese Farben für eine lange, lange Zeit sehen. Dann endlich, wir zeihen den Anker hoch! Ab nach Hause, also zu unserer Marina, in der wir die Ulalena für einen Monat verlassen und kurz nach Hause fliegen. Der Wind ist fantastisch. Eigentlich, aber dazu kommt noch der Golfstrom, der auch noch schiebt. So setzten wir von Anfang an ein Reff in beide Segel und lassen es ruhig angehen.
Die Sonne geht unter und zeigt uns ihre Strahlen. Fantastisch!
Schlafen? Eigentlich nicht. Denn auf dem AIS ist der Teufel los. Viele, viele Schiffe benutzen den Kanal, der Strasse von Florida. Dazu stimmt der Kurs irgendwie nicht und wir driften quasi dem Land entgegen. So bin ich die ganze Nacht dabei, unseren Hafen zu “preichen” und die Schiffe nicht allzu heftig zu “plagen”. Gaby schlummert derweil herrlich auf ihrem Bett. Wir kommen immer näher und die Lichter fordern alles ab. Sind wir schon so nah am Ufer? Diese Tonnen sollten doch erst viel später kommen. Oder sind es gar keinen Tonnen, sondern Strassenlampen. Dann endlich, die Sonne kommt und hilf bei der Orientierung. Danke.
Alles ganz einfach? Überhaupt nicht. Denn eine Handvoll Grosser wartet auf die Strömung, die bald kentern sollte, um in den Hafen einlaufen zu können. Dieses Inlet ist wirklich “busy”, werden aber erstaunlicherweise von einer Schule Delfinen erwartet. Grossartig, alles passt. Wir kommen genau bei Stillwasser im Inlet an, werden nur kurz von einem Lotsenboot auf die Seite beordert, weil gleichzeitig ein Grosser mit uns rein will. Wir sind drin, im Kanal vom Lake Worth.
Aber die Tide ist gerade in der Mitte, so scheren wir aus und ankern kurz vor unserer Riviera Beach Marina. Platz hat es genügend und es ist auch eine lockere Art anzukommen. Pickel runter und Pause.
So können wir so richtig ankommen und unsere neue Umgebung geniessen. Zwar etwas gar viel los hier. Wir sind sozusagen mitten auf der Kreuzung am warten.
Es ist kurz nach Elf, als wir zur Marina steuern. Melden uns an und warten, warten und warten.
Wir erhalten einfach keine Bestätigung für unseren Platz. So fahren wir einfach rein und dank der Hilfe von Freunden, die auch schon hier sind, “finden” wir unseren Platz. Die Wassertiefe passt gut und so erreichen wir ohne Grundberührung den Liegeplatz. Einfach genial, endlich anzukommen. Es ist wirklich ein Meilenstein für uns, in den Staaten anzukommen. Wir sind einfach nur glücklich.
Unsere Freunde heissen uns herzlich willkommen. Schön Euch zu sehen. Sollten aber gleichzeitig los. Die Behörden erwarten uns schon. Hatten wir uns doch schon gestern für Heute angemeldet. Alle Unterlagen zusammen und ab zur Immigration und Zoll. Das geniale hier ist, das die Adresse locker zu Fuss erreicht werden kann. So stehen wir ein paar Minuten später vor den Behörden. Die Nummer, ja die CBP uns für die Ankunft vergeben hat, wollen sie zuerst wissen. Ab dann ist es ganz einfach, warten. Nach gerade mal zehn Minuten ist das Ganze vorbei und wir werden entlassen. Willkommen in Amerika! Cool. Das war ja einfach. Dann besuchen wir noch die Marina Office. Wir sind also die Neuen und braucht ihr noch was? Ein Badge und das WiFi-Passwort. Die Duschen schauen wir uns kurz an und setzen uns gleich ins Kaffee. Feiern! Am Abend laden uns unsere Freund zum Znacht ein. Sind zwar hundemüde, doch es wird ein sehr, sehr kurzweiliger Abend. Danke ihr beiden!
Wir haben noch eine ganze Woche Zeit, um uns an die neu Umgebung zu gewöhnen und die Ulalena für die Pause fit zu machen. Auch für die Weiterfahrt im Juli sollten wir noch ein paar Dinge erledigen. Am nächsten Morgen weckt uns der Kran. Er baggert wohl den ICW (Intracoastal Waterway), an dem die Marina direkt anliegt, aus. Lautes Ding.
Die Zeit vergeht fast zu schnell. Am Wochenende gibt es noch viel Unterhaltung auf der kleinen Insel direkt gegenüber der Marina. Auf der Peanut Island wird dann heftig gefeiert. Die Musik ist fast immer voll am Anschlag. Verrückt. Die Raser werden auf dem Kanal gnadenlos gejagt, aber die Lärmtäter lassen sie laufen. Komische Welt.
Die Liste für die wichtigen Sachen sind bald gemacht. Der Motor glänzt nach der Reinigung und erhält zudem neue Filter und Öl. Auch einen Super ShipChandler finden wir in der Nähe und posten die nötigen Sachen. Dazu die neuste Ausgabe des Waterway Guide für die Weiterfahrt im ICW nach Norden im Juli. Fast sind wir mit allem durch, als es Gaby immer schlechter geht. Mal hat sie Fieber am Abend, mal ist es besser und wir rennen durch die Marina. Aber Heute Montag, wird es einfach nicht besser. Nach einem Telefon mit dem Krankenkassen-Notfall Telefon, wird uns eine Untersuchung beim Arzt empfohlen. Laut dem Marina-Office ist gerade ein Spital in der Nähe. Sehr gut, wenigstens das. So bestellen wir, zum ersten Mal, ein Uber-Taxis das nach ein paar Minuten tatsächlich auch kommt und uns zum nahen Spital fährt. Wir kriegen eine Nummer und warten in der Reihe. Dann geht es ganz schnell. Gaby wird in den Notfall gerollt, auf ein Bett gehoben und schon hängt sie am Tropf. Das Blut wird abgenommen und sofort analysiert. Ein Infekt und das Antibiotika kommt. Wir sind total überfordert mit der Übersetzung der diversen medizinischen Begriffen. Ein Pfleger stellt uns den Google-Translater ein und so kommen wir bald auf einen Nenner. Lungenentzündung. Bitte eine Nacht hierbleiben. Wenns sein muss, sagt Gaby nur. So wird ihr Bett bald in ein eigenes Zimmer geführt und ich darf bei ihr bleiben. Schafen kann sie im weichen, warmen Bett gut. Ich versuche es zuerst auf dem kalten Boden. Muss aber bald feststellen, dass ich keine 20ig mehr bin. Gegen Morgen schmiege ich mich ins Gaby’s Bett und bringe die Augen doch noch ein paar Minuten zu. Es ist einfach viel zu kalt. Draussen 33° und hier drinnen nur deren 19°. Grausam, denn wir haben nur Kleider für Gaby eingepackt. Doch laut dem Dökti kommen wir ja bald raus. Unser Flieger geht Morgen und den verpassen wir auf keinen Fall. Es wird aber doch Abend, bis wir die nötigen Medis erhalten und mit einer Unterschrift entlassen werden. Wie, wer, was bezahlt und wie wir zu den Artzdaten kommen ist eine ganz andere Geschichte. Den ganzen Tag hängen wir am Telefon und versuchen es zu organisieren. Vergeblich. Doch wir haben alles und vor allem, Gaby geht es wieder viel, viel besser. Der Uber kommt sehr, sehr prompt und fährt uns zur Ulalena zurück. Da werden wir gerade von einem Humuhumunukunukuapua`a Fisch begrüsst, der an “unserem” Riff knabbert.
Hunger, durst? Nö, aber müde sind wir. Nur etwas Brot mit einer Banane verdrücken wir und gehen dann schlafen. Es ist wieder mal warm 😉 Am nächsten Tag, es ist schon Mittwoch der 29. Mai, packen wir noch die letzten Dinge für nach Hause zusammen. Die Ulalena ist ja mal wieder Nackt, also ohne Bimini, Sprayhood und auch das Vorsegel ist im Schiffsinnern. Bereit für einen allfälligen Hurrikan. Diese Zeit beginnt in ein paar Tagen und es ist halt ein Muss, alles abzubauen. Fertig, wir können los.
Gaby? Gaby geht es viel besser Heute, aber wir sind schon sehr, sehr angespannt, wie es ihr wegen der langen Reise ergeht. Der Uber kommt und schon stehen wir am AA-Schalter. Schlechte Nachricht, ein Tornado blockiert unsere Zwischenlandung in Philly. Also Umbuchen. Mal wieder über London Heathrow! Mann, lieben wir den ;-( Was soll’s, so kommen wir ohne Übernachtung in die Schweiz. Mit mehr als einer Stunde Verspätung heben wir endlich von West Palm Beach ab. Tschau, wir kommen bald wieder.
Die Reise wird immer, immer länger und auch den Flug in London verpassen wir in die Schweiz. Doch am Abend, statt am frühen Morgen, erreichen wir Zürich und können unsere Kinder nach langer Zeit mal wieder in die Arme nehmen. Schön zu Hause zu sein.
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Doch die Zeit, also die vier Wochen, vergeht viel zu schnell. So viele Termin, so viele Gespräche und so viele Baustellen haben wir zu erledigen, dass wir viel zu schnell aufbrechen müssen. Wir kommen ja bald wieder in die Schweiz.