Wir können nicht mehr länger warten. Nach einem kurzen Spaziergang treffen wir die letzen Vorbereitungen und lassen kurz nach elf den Motor an. Wie immer, wenn wir auf eine längere Strecke gehen, ist den Magen etwas flau. Haben wir alles richtig angeschaut? Nichts vergessen? Wird das Wetter wirklich so und steigen die Wellen nicht über die Dächer. Wir werden sehen. So verlassen wir Tilos.

tschau tilos

Raus aus der grossen Bucht, Genua im dritten Reff und runter in den Süden. Alles normal und guter Wind. Im Süden rechts und mit ein paar sehr, sehr heftigen Böen umrunden wir Tilos und gehen auf Kurs 222°. Wo ist der Wind? Sind wir doch zu nah an den Felsen? Kurz den Motor an und, da kommt er ja schon. Der wahre Wind von Nordwest. Gut. Segel trimmen, Windpilot ausrichten und so rauschen wir los.

windpilot

Der WindAutoPilot steuert wie eine Wucht. Kurs stimmt. Gaby ist gut eingepackt und die Ulalena überhüpft die über zwei Meter grossen Wellen ganz locker.

eingepackt

Auch der Skip ist gut drauf.

skip

Aber von diesen hohen Wellen stand nichts in der Vorhersage. Das Maximum sollte in etwas halb soviel sein. Mit weit über sechs Knoten geht’s in Richtung Kreta.

Von weitem sehen wir Karpathos, dass wir leider wegen des unstetigen Wetter nicht ansteuern wollen, können.

karpathos

Die Insel rennt ja nicht davon. Im Alter müssen wir ja auch noch etwas haben 😉 Der Wind stimmt und mit voller Genua geht’s auf die Sommerinsel zu.

genua

Steuern? Trimmen? Nichts dergleichen. Wir können es nur geniessen oder auch nicht. Unsere Mägen leiden am Anfang etwas. Gegen Abend lassen die Wellen spürbar nach und auch der Wind pendelt sich bei 15 Knoten ein. Ideal für die Nacht. Die Sonne geht genau bei der Insel Astakida unter. Wow, wie wunderschön.

 Astakida

Die hälfte haben wir ja schon. In der Nacht ist gar nichts los. Keine Fischer, die ihr Unwesen treiben und keine Frachter kreuzen unsere Wege. Das Fahrwasser haben wir ja schon überquert, so stelle ich den Wecker oder besser die Eieruhr auf dreissig Minuten. Alle Luken Dich und ab ins Bett. Gaby schlummert schon lange auf dem grossen Salonbett und ich verkrieche mich in unsere Koje unter die warme Decke. Ring! Schon wieder dieser blöde Wecker, denk ich jedes Mal. Kurz raus? Nichts. Kurs? Der Windpilot passt. AIS? Gar nichts. Türe zu und ab unter die Decke. Gaby? Sie knurrt vor sich hin. Dann wir es Tag. Meine Schichten werden etwas länger. Es sind nur noch 15 Meilen bis Siteia. Aber die ziehen sich ganz schön hin. Der Wind ist weg und auch die Wellen sind abgerauscht. Auf dem Spiegel motoren wir Kreta zu. Da, da ist es endlich. Die grosse Mole von Siteia.

mole von siteia

Dahinter verstecken wir uns. Lange Mole, viel Platz. Nur ein einziger Segler hat festgemacht. Fender raus, anpassen und schon wird’s ruhig, ganz ganz ruhig und warm. Alles ausziehen, WC und etwas kleines Essen, nachdem die Buchhaltung gemacht ist. Kurs, Wetter, Motor und Position werden ins Logbuch eingetragen.
Wir können es fast nicht glauben! Wir sind in Kreta angekommen. Gaby hat ihre Batterien schon wieder voll und will endlich, endlich ein Frappee. Ja, ja ich komme ja schon. Es ist ja auch schon fast drei Uhr.

Leave A Comment

Your email address will not be published. Required fields are marked *